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HWK des Saarlandes | Oktober 2024
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Reinigungsexperte Sascha Döhler hat einen blitzsauberen Weg gefunden, potenzielle Kunden auf sich aufmerksam zu machen. (Foto: © Alexander Kiß)
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August 2016
Mit Mut und Ideen können Betriebe auf sich aufmerksam machen und Kunden gewinnen. Neudeutsch heißt das Guerilla-Marketing und eignet sich auch für Handwerksunternehmen.
Es ist ein Angriff aus dem Hinterhalt, der meist das Zwerchfell attackiert: Der Augenoptiker, der seinen Laden verhüllt und dann mit Plakaten jeden zum Sehtest einlädt, der sein Geschäft nicht sieht. Oder der Sanitärbetrieb, der Festbesucher, die einen von außen unauffälligen Toilettencontainer aufsuchen, mit einer mobilen Fünf-Sterne-Luxustoilette überrascht. Hier werden Gefühle geweckt, die Passanten in Kunden verwandeln können: Staunen, Neugierde und Sympathie. "Überraschend, einfallsreich und nicht dauerhaft", charakterisiert Christine Kluge solche sogenannten Guerilla-Marketing-Aktionen. Die Expertin der Handwerkskammer Südwestfalen bietet in der Region regelmäßig Workshops an, in denen sie Betriebsinhaber in kreativem Marketing schult. Guerilla-Marketing sei eine im Vergleich zu klassischen Fernseh-, Radio- oder Print-Kampagnen relativ kostengünstige Möglichkeit, auf den Betrieb, eigene Produkte oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen. Und sie funktioniere für jede Branche, sagt Kluge.
Es gibt noch mehr Vorteile: In der Flut an Werbung drohen konventionelle Flyer oder Plakate leicht unterzugehen, nur das Besondere erregt Aufmerksamkeit. Außerdem lässt sich Guerilla-Marketing im Vergleich zu breit gestreuter Plakatwerbung gezielt in der Stadt oder sogar Straße einsetzen, in der ein Betrieb auch tätig ist.
Doch wer zu Guerilla-Methoden greift, muss etwas riskieren – und wenn es eine Ordnungsstrafe ist. "Natürlich darf niemand verletzt oder gefährdet werden, schließlich will der Betrieb ein positives Gefühl bei Beteiligten und Zuschauern erzeugen. Aber in Deutschland gibt es viele Vorschriften, gegen die man leicht verstoßen kann", betont die Betriebsberaterin der Handwerkskammer. Wer unsicher ist, sollte vorab einen Anwalt nach möglichen Rechtsfolgen fragen.
Ihre Tipps für Unternehmer, die es mit Guerilla-Marketing versuchen wollen: In einer gut gelaunten Kleingruppe werden Ideen gesammelt, auch wenn sie zunächst verrückt klingen. Destruktive Kommentare wie "Das funktioniert doch nicht" sind in dieser Phase unerwünscht. Neugierde, Aufgeschlossenheit und Querdenken gehören beim Brainstorming dazu, nichts wird sofort verworfen. Im nächsten Schritt überlegt die Gruppe, wie sie die Ideen umsetzen könnte. Dann geht’s ins Detail: die Kosten werden kalkuliert und der Plan für die Umsetzung wird ausgearbeitet. In ihren Workshops stellt Kluge erfolgreiche Guerilla-Marketing-Aktionen vor, um die Teilnehmer zu inspirieren, sammelt Ideen mit Hilfe verschiedener Kreativitätstechniken und spielt die Möglichkeiten durch. Dabei werden Ideen für jeden teilnehmenden Betrieb entwickelt.
Sascha Döhler aus Siegen ist bereits zur Praxis übergegangen. Immer auf der Suche nach guten Marketingideen, die möglichst wenig kosten, lässt er sich mit seinen fünf Mitarbeitern stets etwas Neues einfallen, um seine Gebäudereinigungsfirma ins Gespräch zu bringen. In Videos zeigen sie, wie man einen verkrusteten Backofen wieder blitzblank bekommt, auf Facebook begeistert der weiße Teddy B. SauBär Kunden und andere Follower mit seinen Posts.
Sascha Döhlers Steckenpferd aber sind Reverse Graffiti, auch Streetbranding genannt: Mit einem Hochdruckreiniger und einer Schablone hinterlässt er auf Straßen und Mauern seine Werbebotschaften. "Das passt zu uns. Und dreckige Stellen gibt es in der Stadt genug", weiß der Reinigungsfachmann. Im Gegensatz zum Graffito, bei dem mit Farbe ein bleibendes Bild geschaffen wird, verschwindet der durch Reinigung entstandene Schriftzug nach einiger Zeit wieder. Bislang hat Döhler für seine "sauberen Botschaften" noch keine Strafe zahlen müssen.
"Eine solche Aktion wird in einer Stadt nur einmal funktionieren, sonst gibt es richtig hohe Bußgelder", warnt Döhler aber. Für ihn hatte der Einsatz der Schablonen, die er auch bei Schnee verwendet, bislang nur positive Effekte. Kunden, Freunde und Bekannte hätten ihn auf die Werbung angesprochen. "Ich wollte etwas machen, mit dem ich aus der Masse herausstechen kann." Das sei gelungen.
Seine Aktionen verbreitet der Unternehmer über soziale Medien und freut sich über die positive Resonanz. "Ich betrachte das als Imagewerbung", erklärt er. "Wir sind die, die Außergewöhnliches machen." Auf dieser Grundlage könne er andere Preise durchsetzen als die Konkurrenz. Dafür nimmt er in Kauf, dass Ideenfindung und -umsetzung viel Zeit kosten können und hat noch einen Rat für andere Handwerksunternehmer parat: "Jeder sollte genau das finden, was zu seinem Unternehmen passt."
Betriebsberaterin Christine Kluge von der Handwerkskammer Südwestfalen hat für Handwerksbetriebe zehn praktische Tipps für ein kreatives Marketing zusammengestellt:
Ambush, Ambient, Moskito und mehr ... Guerilla- Marketing tritt in verschiedenen Formen auf und nutzt unterschiedliche Strategien, um den Verbraucher zu erreichen. Hier die gängigsten Fachbegriffe und ihre Bedeutung:
Wer mehr zum Thema erfahren will, kann sich bei den Handwerkskammern beraten lassen. Hier die Ansprechpartner:
Handwerkskammer Dortmund
Katrin Moskopp
HWK-Unternehmensberaterin
Schwerpunkt Marketing
Tel.: 0231/ 5493-563
E-Mail: Katrin.Moskopp@hwk-do.de
Handwerkskammer Düsseldorf
Sarah Eichhorn im UZH
Tel.: 0208/820 55 31
E-Mail: sarah.eichhorn@hwk-duesseldorf.de
Handwerkskammer Koblenz
Kristina Schmidt
Kompetenzzentrum für Gestaltung,
Fertigung und Kommunikation
Tel.: 0261/ 398-583
E-Mail: kristina.schmidt@hwk-koblenz.de
Erika Leyh
Tel.: 0261/ 398-243
E-Mail: erika.leyh@hwk-koblenz.de
Handwerkskammer zu Köln
Andreas Gerdau
Tel.: 0221/ 20 22 309
E-Mail: gerdau@hwk-koeln.de
Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
Angela Rehorst
Tel.: 0521/ 5608-400
E-Mail: angela.rehorst@hwk-owl.de
Handwerkskammer der Pfalz
Bernd Bauerfeld
Tel.: 0631/ 3677-104
E-Mail: bbauerfeld@hwk-pfalz.de
Handwerkskammer Südwestfalen
Christine Kluge
Tel.: 029 31/ 877-177
E-Mail: christine.kluge@hwk-swf.de
Handwerkskammer Trier
Vera Meyer
Tel.: 0651/ 207-131
E-Mail: vmeyer@hwk-trier.de
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