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HWK des Saarlandes | September 2025
Fachseminar Ladungssicherung
Diese Veranstaltung vermittelt die Sachkunde, um als zur Prüfung befähigte Person nach BetrSichV 2 (6) und dem ArbSchG 7 bestellt werden zu können.
"Wir erleben immer häufiger, dass Nachwuchskräfte [...] die betriebliche Altersvorsorge und die betriebliche Krankenversicherung auf ihrer Checkliste stehen haben", so Vatter. (Foto: © by Benito Barajas)
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September 2025
Signal Iduna-Vorstand Clemens Vatter über betriebliche Altersvorsorge im Handwerk.
Wieder einmal musste die Regierung dabei ein neues Rentenpaket zu schnüren, weil die gesetzliche Rentenversicherung an ihre Grenzen kommt. Warum deshalb eine betriebliche Altersvorsorge gerade im Handwerk wichtig ist, darüber haben wir mit Clemens Vatter gesprochen, der als Vorstand bei der Signal Iduna das Ressort Lebensversicherung verantwortet.
DHB: Ist die betriebliche Altersvorsorge im Handwerk überhaupt ein Thema?
Vatter: Ja, wir wissen schon lange, dass wir zwingend eine kapitalgedeckte, betriebliche und private Altersversorgung brauchen, weil durch die Verrentung der Boomer-Generation die gesetzlichen Rentensysteme an ihre Grenzen kommen. Die betriebliche Altersvorsorge hat – politisch gewollt – in den Großunternehmen sehr gut geklappt, dann ging der Fokus auf die mittelgroßen Unternehmen und das Handwerk. Es ist daher schon deshalb ein Thema, weil die Durchdringung weiterhin zu gering ist, aber diese dringend gebraucht wird.
DHB: Gilt das gleichermaßen für Betriebsinhaber als auch für die Belegschaft?
Vatter: Ganz genau. Die Betriebsinhaber wissen,dass, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, das Gesamtpaket für den einzelnen Mitarbeiter stimmen muss. Dazu gehört neben der Vergütung, auch das Angebot einer betrieblichen Altersversorgung. Mittlerweile fragen die Bewerber – und damit sind wir auf Mitarbeiterebene – ob der Chef seinen Mitarbeitenden eine betriebliche Altersvorsorge und eine betriebliche Krankenversicherung anbietet.
DHB: Wie kommt das bei den Betriebsinhabern an?
Vatter: Gut. Ich erlebe es vor allem bei kleinen Betrieben, dass die Betriebsinhaber ein patriarchalisches Führungsverständnis im positiven Sinn haben: Die Betriebsinhaber haben verstanden, "… das sind meine Leute und um die muss ich mich kümmern …". Dazu gehört gerade bei ausreichender Betriebszugehörigkeit, dass die Mitarbeiter im Alter vernünftig abgesichert sind.
DHB: Für die Jüngeren steht die Altersvorsorge nicht unbedingt im Vordergrund…
Vatter: …Ja, das stimmt. Wir erleben immer häufiger, dass Nachwuchskräfte nicht zuletzt getriggert durch ihre Eltern oder durch Recherchen rund um die Bewerbung im Internet die betriebliche Altersvorsorge und die betriebliche Krankenversicherung auf ihrer Checkliste stehen haben. Die Erkenntnis, dass es die gesetzliche Rente allein nicht reichen wird, ist in der jungen Generation angekommen.
DHB: Wenn sich Betriebsinhaber zum ersten Mal mit der betrieblichen Altersvorsorge auseinandersetzen, dürfte sie die Komplexität mit den fünf Durchführungswegen abschrecken.
Vatter: Zugegeben, die betriebliche Altersvorsorge ist für Laien nicht einfach verständlich. Ja, es gibt die fünf Durchführungswege, aber man muss nicht alle fünf haben. Aber mit der Direktversicherung für die Mitarbeiter gibt es gerade für kleine und mittlere Betriebe einen einfachen Weg, wenn sie Papierkrieg und das Thema Haftung scheuen. Für uns als Lebensversicherer ist es eine der wichtigsten Aufgaben, hier Aufklärungs- und Beratungsarbeit zu leisten.
DHB: Was macht die Direktversicherung so attraktiv?
Vatter: Entscheidend ist, dass der Mitarbeiter die Möglichkeit hat, selbst mit einzuzahlen und dadurch Sozialversicherungsbeiträge sparen kann, wenn es über die Entgeltumwandlung läuft. Daher wird im Handwerk die Direktversicherung am häufigsten als Weg der Durchführung gewählt. Ferner ist, dank der Digitalisierung die Direktversicherung ein bürokratiearmer und verständlicher Weg, der sich mit ein paar Mausklicks erledigen lässt.
DHB: Der Mitarbeiter ist damit abgesichert, wo bleibt da der Betriebsinhaber, der Chef selbst?
Vatter: Für den Soloselbstständigen und Chef kleinerer Betriebe ist ein Produkt ganz naheliegend, welches formal keine betriebliche Altersversorgung ist: die sogenannte Basisrente. Da hat er die Chance, deutlich höhere Beiträge einzuzahlen und sie ist flexibel anpassbar. Wenn es gut läuft, kann er Beiträge erhöhen, in schlechten Zeiten reduzieren – und sie bietet steuerliche Vorteile. Was die gesetzliche Rente für den Angestellten ist, ist die Basisrente für den Selbstständigen.
DHB: Ab welcher Betriebsgröße wird die betriebliche Altersvorsorge interessant?
Vatter: Die betriebliche Altersvorsorge ist bei jeder Betriebsgröße interessant und relevant. Es ist die Frage, was will der Chef, was will der Mitarbeiter – und wir reden stets über individuelle Vereinbarungen. Mit zunehmender Betriebsgröße wandelt sich das, weil Unternehmen dann eine professionelle Personaladministration haben und es möglicherweise schon eine Historie gibt. Mitarbeiter bringen vielleicht schon eine Altersvorsorge mit oder es gibt bereits Modelle.
DHB: Ist der Durchführungsweg von der Rechtsform des Unternehmens abhängig?
Vatter: Ja, weil unterschiedliche Rechtsformen andere Durchführungswege ermöglichen. Bei einer GmbH oder bei Konzernen wird von Pensionszusagen oder Unterstützungskassen gesprochen. Das erfordert, aber intensive Beratung, um bei steuerlichen oder sozialversicherungsrechtlichen Belangen alles richtig zu machen.
DHB: Mit welchen Argumenten lassen sich die Betriebsinhaber, aber auch die Teams überzeugen?
Vatter: Es ist menschlich, dass keiner auf Geld verzichten möchte für eine nicht vorhersagbare Zukunft. Entscheidend ist, was letztlich für jeden Beteiligten herauskommt. Eine Ersparnis bei Steuern und der Sozialversicherung ist das eine, wenn jeder in seiner Abrechnung nachvollziehen kann, was das auf lange Sicht bewirkt. Der andere Aspekt gerade in der Belegschaft ist das Wissen, dass mein Chef etwas Positives für mich macht, was kostengünstig ist, eine Ersparnis bewirkt und im Alter die volle Wirkung entfaltet. Dieser Mehrwert sorgt für eine engere Bindung und ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein ganz wichtiger Aspekt, um Mitarbeiter im Betrieb zu halten.
DHB: Wenn Mitarbeiter dennoch den Betrieb wechseln möchten, ist eine bestehende Altersvorsorge ein Hindernis?
Vatter: Es gibt gute Möglichkeiten, eine Direktversicherung von Arbeitgeber zu Arbeitgeber mitzunehmen. Ich weiß, dass diese Fluktuation gerne als Hindernis für das Einführen einer Lösung für die betrieblichen Altersvorsorge im eigenen Betrieb angeführt, ich halte diese für ein ausgezeichnetes Angebot, um Fachkräfte für sich zu gewinnen und etwas, das sich positiv auf das Image des Betriebes auswirkt.
DHB: Haben Betriebsinhaber Schwierigkeiten, dieses Thema an die Belegschaft und potenzielle Kandidaten zu vermitteln?
Vatter: Ein klares Jein! Für uns als Versicherer ist zunächst der Betriebsinhaber, also der Chef, wichtig – den müssen wir von den Vorteilen überzeugen. Ist das gelungen, wird das oft zum Selbstläufer, weil unsere Experten den Betriebsinhaber und seine Mitarbeiter beraten und wir ihnen die Administration dank digitaler Möglichkeiten abnehmen. Die Erkenntnis, dass der Betriebsinhaber als attraktiver Arbeitgeber auf eine betriebliche Altersvorsorge setzen sollte, wächst.
DHB: Spielt der Generationswechsel bei den Betriebsinhabern Ihnen in die Karten?
Vatter: Jüngere Betriebsinhaber zeigen sich vor allem den digitalen Lösungen aufgeschlossener und sind generell offener. Bei denen kommt unsere digitale Lösung für die Direktversicherung gut an. Für uns als Signal Iduna ist ein Generationswechsel zudem eine Möglichkeit, das Thema in den Betrieben zu verankern, die bislang noch nicht aktiv geworden sind. Wir können an unserer eigenen Geschäftsentwicklung ablesen, dass eine betriebliche Altersvorsorge immer wichtiger wird: In den letzten zehn Jahren ist sie das wesentliche Wachstumsfeld, weil es Betriebsinhabern und Mitarbeitern nur Vorteile bietet. Ich bin überzeugt: Die betriebliche Altersvorsorge wird weiterhin ein Erfolgsmodell sein!
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