Im historischen Rathaussaal zu Trier fand die Landeshandwerkskonferenz statt.

Im historischen Rathaussaal zu Trier fand die Landeshandwerkskonferenz statt. (Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill)

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Landeshandwerkskonferenz in Trier

Die Landeshandwerkskonferenz in Trier hat gezeigt: Das Handwerk kann alles, was kommt. Bei der Gremiumssitzung ging es um Gemeinschaft, Generationen und Gigawatt.

Es ist einfach zu speziell, um es nicht zu kommentieren: "Dieses Gebäude war früher ein Kloster und später eine Irrenanstalt", sagte Bürgermeisterin Elvira Garbes zum Auftakt der Landeshandwerkskonferenz im Trierer Rathaussaal. Heute geht es in den geschichtsträchtigen Gemäuern anders zu: Wo sonst der Trierer Stadtrat tagt, debattierten jüngst Politik, Wirtschaft und Handwerk gemeinsam über Zukunftsfragen. Was die Spitzen der rheinland-pfälzischen Handwerksorganisationen – Handwerkskammern, Unternehmerverband, Kreishandwerkerschaften – vereint unter dem Banner Handwerk Rheinland-Pfalz an diesem Tag in Trier auf die Beine stellte, hatte Hand und Fuß – und einen klaren Plan. Fachleute aus dem Handwerk haben ihre Perspektiven eingebracht, Fragen gestellt und Lösungen mitentwickelt. Die Expertise verschiedener Referenten hat die Diskussionen getragen. Und nicht zuletzt wurden fünf Forderungen an die Landesregierung unterzeichnet.

"Handwerk und Politik – das muss neu gedacht werden", sagte Kurt Krautscheid in seiner Begrüßung. Denn die Bundesregierung sei zu sehr auf die Industrie fokussiert: "Wir sind keineswegs drittklassig", stellte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz klar. Damit traf er den Nerv der Versammlung. "Funktioniert das Handwerk zu gut, dass wir zu wenig wahrgenommen werden?" monierte er und stellte klare Forderungen für die Branche: Bürokratieabbau zur Chefsache machen, Bildung modernisieren, duale Ausbildung stärken!

"Wir können alles, was kommt" – und das gilt wörtlich

Passend dazu präsentierten Bernhard Labitzke und Jonas Pieper von der Hamburger Agentur Carl Nann GmbH Neues aus der Imagekampagne. Deutlich wurde, dass der aktuelle Claim, "Wir können alles, was kommt", den Nagel auf den Kopf trifft. Denn das Handwerk beweist täglich, dass es den Wandel wesentlich mitgestaltet: vom Klimaschutz über Digitalisierung bis zur Fachkräfteausbildung. Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf brachte es auf den Punkt: "Wir sind Motor für Innovation und Nachhaltigkeit – und das mit echten Menschen, echten Werten, echter Leistung."

Rüdiger Maas vom Institut für Generationenforschung zeigte, dass die Fachkräfte von morgen anders ticken, als viele denken. Der Psychologe gab Einblicke, aus welchem Holz die jungen Generationen wirklich gestrickt sind, arbeiten und lernen – jenseits gängiger Vorurteile. Denn viele Betriebe stellen sich die Frage, wie sie die Arbeitswelt für die Generation Z besser gestalten können. Maas half, die Werte und Motivation der jungen Menschen besser zu verstehen. Aus diesen Ansätzen lassen sich erfolgreiche Strategien für Nachwuchsgewinnung und -bindung entwickeln. Seine Botschaft: Wer Nachwuchs gewinnen will, muss jungen Menschen mehr zuhören und ihre Lebenswelten verstehen.

Gezielt investieren anstatt nur verteilen

Danach ging’s ans Eingemachte: Johannes Lauer und Andreas Unger vom Unternehmerverband Handwerk RLP erklärten, wie das 4,8-Milliarden-Euro-Sondervermögen des Bundes klug investiert werden muss – in Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung. Statt "Geld verteilen" forderte Unger "gezielte Investitionen, die Wirtschaft und Handwerk stärken". Ähnlich fasste es Krautscheid zusammen: "Wir reden nicht über Ausgaben, wir reden über Investitionen."

Stefan Petri vom Fachverband Elektro- und Informationstechnik nahm die Energiewende unter die Lupe: "Wir liefern das Rückgrat – aber dafür brauchen wir realistische Ziele und Planungssicherheit." Und Gerd Benzmüller sprach für die Kreishandwerkerschaften, als er forderte: "Ein Azubi-Ticket würde nicht nur eine Wertschätzung der dualen Ausbildung bedeuten, sondern auch Gleichstellung."   Darüber hinaus forderte er, die Berufsschulen besser auszustatten.

Politik braucht Handwerkszeug

Ein zentrales Ergebnis der Konferenz war die Verabschiedung fünf politischer Kernforderungen des rheinland-pfälzischen Handwerks zur Landtagswahl 2026: Ein gemeinsames Positionspapier wurde unterzeichnet. Die Postulate an die Politik reichen von besseren Rahmenbedingungen über konsequenten Bürokratieabbau und Bildungsoffensiven bis hin zu Investitionen in Infrastruktur und mehr kommunalen Handlungsspielräumen.

Axel Bettendorf zitierte in seinem Resümee das Kampagnenmotto: "Wir können alles, was kommt – das gilt nicht nur für unsere Betriebe, sondern auch für unsere Zusammenarbeit. Wir bauen gemeinsam Zukunft." Aber dafür brauche das Handwerk mehr Gehör. "Denn wer Zukunft bauen will, muss wissen, wie man sie anpackt. Die Landeshandwerkskonferenz hat gezeigt, wozu wir gemeinsam in der Lage sind: Ideen zu bündeln, aktive Zusammenarbeit zu leben und konkrete Ergebnisse für unser Handwerk vor Ort schaffen."

 

Hintergrund: Fünf Forderungen zur Landtagswahl 2026Bessere Rahmenbedingungen – etwa durch Einbindung als Träger öffentlicher Belange und konsequente Bekämpfung von Schwarzarbeit.
Konsequenten Bürokratieabbau – unter anderem durch die vollständige Digitalisierung relevanter Behördengänge bis 2027.
Stärkung der Bildung – Investitionen in Berufsschulen und überbetriebliche Ausbildungsstätten, auch über das Sondervermögen des Bundes.
Modernisierung von Wohnungsbau und Infrastruktur – durch beschleunigte Genehmigungen und eine bundesweit einheitliche Bauordnung.
Mehr kommunale Handlungsspielräume – nach dem Grundsatz: "Wer bestellt, bezahlt."

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Text: / handwerksblatt.de

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