DHB: Unter welchen Umständen wurde die Entscheidung zu einem digitalen Messeformat getroffen?
Sebastian Schmid: Ursprünglich hätte im Februar die R+T in Stuttgart stattgefunden, die wir in enger Absprache mit allen Beteiligten bereits im Sommer 2020 auf Februar 2022 verschoben haben. Unsere Weltleitmesse findet normalerweise in einem Rhythmus von drei Jahren statt und viele unserer Aussteller richten die Entwicklung neuer Produkte danach aus. Uns war sofort klar, dass auch 2021 das gesamte Netzwerk der R+T zusammenkommen muss. Denn die Produkte unserer Hersteller müssen unsere Besucher, das Fachhandwerk, auch auf die Straße bringen können.
DHB: Wie haben Sie die R+T in ein virtuelles Format gebracht? ;
Sebastian Schmid:Die R+T digital hat das Angebot unserer R+T in den virtuellen Raum verlängert. Wir planen unsere Projekte nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch mit ihnen. Deshalb haben wir die virtuelle Messe als hybrides Veranstaltungsformat konzipiert, das neben den virtuellen Messeständen vor allem mit einem umfangreichen Rahmenprogramm punktet, was den Fachbesuchern einen klaren Mehrwert bietet. So stand neben dem Austausch mit den Lieferanten, Infos über neueste Standards und Produkte ebenfalls der Wissenstransfer im Mittelpunkt des Geschehens. Erklärtes Ziel war es, die Fachbesucher in jeder Hinsicht auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen, und das ist uns gelungen.
DHB: Welchen Vorteil hat es für Betriebe, sich auf digitalen Messen umzuschauen?
Sebastian Schmid: Wir haben den Anspruch, dem Handwerk eine objektive Informationsplattform zu bieten, welche den weltweiten Markt möglichst breit abbildet – und das nicht nur bei physischen Messen, sondern eben auch auf der virtuellen Ebene. Zukünftige Generationen wachsen mit dem Anspruch und den Erwartungen auf, detaillierte Informationen zu einer Branche und bestimmten Produkten möglichst präzise aufbereitet und schnell zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dem tragen wir mit unserem Format Rechnung. Darüber hinaus ist die Teilnahme an einem digitalen Messeformat schlicht und ergreifend einfacher und es können so auch Fachbesucher teilnehmen, die nicht unbedingt nach Stuttgart reisen können. Und das auch noch weiterhin, denn unsere Plattform ist bis zur nächsten R+T 2022 erreichbar. Noch rund ein Jahr lang können sich die Fachbesucher auf den Messeständen umschauen und sich auch alle Aufzeichnungen des Rahmenprogramms ansehen.
Zitat "Erklärtes Ziel war es, die Fachbesucher in jeder Hinsicht auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen, und das ist uns gelungen." Sebastian Schmid, Abteilungsleiter Technologie bei der Messe Stuttgart
DHB: Was sind die wichtigsten Themen innerhalb des Formates?
Sebastian Schmid: Jeder der vier Tage lief jeweils unter einem Thema, das die Branche aktuell bewegt. Diese wurden mit Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen aufgegriffen. Zum einen stand der R+T Innovationspreis im Fokus, der wegweisende Produkte der Branche auszeichnet und sie dem Fachpublikum vorstellt. Der „Tag des Handwerks“ hielt ein vielfältiges Programm für die Bereiche Tore und Smart Home bereit. Der Archikon 2021, Landeskongress für Architektur und Stadtentwicklung, wurde ebenfalls im Rahmen der R+T digital abgehalten.
Einen sehr erfolgreichen Auftakt hatten wir mit dem „Tag der Gastronomie“, an dem sich unter anderem Hans Peter Wollseifer (ZDH-Präsident), Fritz Engelhardt (DEHOGA-Vorsitzender BW), Guido Wolf (Minister der Justiz und für Europa des Landes Baden-Württemberg) und Simon Tress (Bio-Koch, Autor und Restaurantbetreiber) im Rahmen einer Podiumsdiskussion miteinander ausgetauscht haben. Auf der R+T spielt der boomende Bereich Outdoor Living mit Sonnen- und Wetterschutzlösungen eine große Rolle, mit denen die Erweiterung von Außenflächen optimal möglich ist. Gerade im Zuge möglicher Öffnungsstrategien für die Hotellerie und Gastronomie ist dieses Thema aktueller denn je. Es konnten spannende Bögen zwischen allen Beteiligten gespannt werden – von den gestellten Anforderungen bis hin zur notwendigen Unterstützung durch die Politik.
DHB: Wie schätzen Sie die zukünftige Rolle digitaler Formate ein?
Sebastian Schmid: Digitale Konzepte können eine physische Messe nicht ersetzen. In der Baubranche ist es unerlässlich, die Produkte live vor Ort zu erleben. Zudem ist es letztendlich das menschliche Miteinander, was eine Branche und somit auch eine Fachmesse ausmacht. Digitale Formate werden aber als Ergänzung sicherlich weiterhin Bestand haben, um die Reichweite zu erhöhen: Die Formate eignen sich hervorragend für neue Aussteller, die erst mal mit überschaubarem Aufwand teilnehmen möchten. Und es ist möglich, Fachbesucher auf der ganzen Welt unabhängig von Reisetätigkeiten bei Branchen-Events begrüßen zu dürfen.
Das Interview führte Maren Meyerling
Hintergrund Hier gibt es Infos zur rt-expo.com und zur rt-expo.digital
Text:
Maren Meyerling /
handwerksblatt.de
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