Zwei der Jahrgangsbesten 2024: Friseurmeisterin Hannah Brenner möchte einmal das Familienunternehmen weiterführen. Dachdeckermeister Benjamin Ritzenhoff plant den Betrieb zu übernehmen, der ihn ausgebildet hat. Auf sie und alle anderen Macherinnen und Macher im Handwerk kommt es bei der Gestaltung der Zukunft an, so HWK-Präsident Andreas Ehlert (Mitte).

Zwei der Jahrgangsbesten 2024: Friseurmeisterin Hannah Brenner möchte einmal das Familienunternehmen weiterführen. Dachdeckermeister Benjamin Ritzenhoff plant den Betrieb zu übernehmen, der ihn ausgebildet hat. Auf sie und alle anderen Macherinnen und Macher im Handwerk kommt es bei der Gestaltung der Zukunft an, so HWK-Präsident Andreas Ehlert (Mitte). (Foto: © DHB / Kirsten Freund)

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HWK Düsseldorf: "Der Meisterbrief erlebt eine Renaissance"

Am Osterdienstag vor 75 Jahren feierte die Handwerkskammer Düsseldorf ihre erste Meisterfeier. Zum Jubiläum am Samstag zeichnet die Kammer 990 Jungmeisterinnen und -meister aus - der stärkste Jahrgang seit zehn Jahren.

Friseurmeisterin Hannah Brenner und Dachdeckermeister Benjamin Ritzenhoff  sind zwei von 990 Meisterinnen und Meistern, die am Samstag (4. Mai 2024) bei der 75. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf ihren Meisterbrief überreicht bekommen - der stärkste Jahrgang seit zehn Jahren. Und sie gehören zu den 18 Prüfungsbesten, die ihre Urkunde auf der Bühne aus den Händen von Ministerpräsident und Spitzengast Hendrik Wüst sowie Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert persönlich erhalten. Hinter den Absolventinnen und Absolventen liegen rund 1.500 Lehrgangsstunden, die sie zum Teil in Vollzeit und zum Teil berufsbegleitend absolviert haben.

Beide möchten sich selbstständig machen. Hannah Brenner aus Niederkrüchten hat auch ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste bestanden und wird einmal das Familienunternehmen übernehmen - obwohl ihre Lehrer am Gymnasium ihr aufgrund ihrer guten Noten von einer Friseurausbildung abgeraten haben. "Meine Leidenschaft liegt im Handwerk, das habe ich gemerkt, als ich ein Studium begonnen habe", sagt die 25-Jährige. Und: "Eine Ausbildung im Handwerk müsste das gleiche Ansehen haben wie eine akademische Ausbildung."

Ministerpräsident Hendrik Wüst ist Hauptredner der 75. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf. Foto: © Land NRW / Tobias KochMinisterpräsident Hendrik Wüst ist Hauptredner der 75. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf. Foto: © Land NRW / Tobias Koch

Benjamin Ritzenhoff wurde von seiner Frau in Richtung Meisterschule "gestupst" und plant nun eine Nachfolge in dem Betrieb, in dem er selbst ausgebildet wurde. Eine Firma mit zehn Mitarbeitern. Er arbeitet sich gerade in die möglichen neuen Aufgaben - Büroarbeit und Kundengespräche - ein. "Das ist anstrengend aber macht viel Spaß", erzählt der 36-Jährige.

Solchen jungen Meisterinnen und Meistern wie Hannah Brenner und Benjamin Ritzenhoff kommt auch 2024 eine Schlüsselrolle zu, sagte Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert im Vorfeld der Düsseldorfer Meisterfeier, die als die größte Saalveranstaltung des Handwerks bundesweit gilt - in diesem Jahr erwartet die Kammer eine Rekordbeteiligung von 3.000 Gästen in der Düsseldorfer Eventhalle "Dome".  

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"Der Meisterbrief ist das solideste Wertpapier der Gesellschaft"

"Es geht jetzt darum, die hochkomplexen Zukunftsaufgaben zu bewältigen", betonte Präsident Ehlert. Von Mobilität, über Energie bis hin zur Gesundheitswirtschaft. Insofern sei es gut, dass gerade eine "kleine Renaissance des Meisterbriefs" zu beobachten sei. Das sei eine "unschätzbar wertvolle Nachricht für Unternehmensnachfolgen und qualifizierte Existenzgründungen". Der Meisterbrief sei das "solideste Wertpapier der Gesellschaft". Das Motto des Handwerks in diesem Jahr lautet #Zeit, zu machen!

Weitere gute Nachrichten: Die Zahl der Meisterinnen ist zuletzt um drei Prozentpunkte auf 23 Prozent gestiegen. Einen besonders großen Anstieg gab es zudem bei den für die Energiewende wichtigen Branchen SHK und Elektrotechnik. Und 37 mehr Absolventen der Meisterschule für die Kraftfahrzeugtechnik als im Vorjahr. Jeder elfte neue Meisterabsolvent hat darüber hinaus einen ausländischen Pass. 

In einer Umfrage wollte die Handwerkskammer wissen, was die Absolventinnen und Absolventen motiviert hat, die Meisterschule zu besuchen? Hauptintention seien demnach, so Ehlert, der Wunsch auf ein berufliches Fortkommen und höheres Einkommen. Ein anderer Grund sei der Wunsch nach mehr Bildung und vertiefendem Wissen - etwas, was sie später auch an Azubis weitergeben wollen. "93 Prozent  der Absolventen erklärten, dass sie einmal selbst Nachwuchs ausbilden wollen", berichtete Ehlert. Dieser Wert sei noch nie so hoch gewesen.

Bereitschaft zur Selbstständigkeit geht zurück - verschiedene Gründe

Zurückgegangen ist allerdings zuletzt die Bereitschaft, sich selbstständig machen zu wollen. Nur 49 Prozent der Befragten des Meister-Jahrgangs 2023 planen eine Existenzgründung. Im vergangenen Jahr waren das noch 67 Prozent an. 29 Prozent sind allerdings noch unentschieden, was die Frage der Selbstständigkeit angeht.

Die Handwerkskammer führt verschiedene Gründe für diese Entwicklung an. Zum einen die allgemeine Verunsicherung in der Gesellschaft durch wechselnde politische Rahmenbedingungen, die Sorge davor, keine passenden Mitarbeiter - also Auszubildende und Fachkräfte - zu finden (58,6 Prozent), die bürokratische Belastung (58,1 Prozent) und die hohe Besteuerung eines Betriebs in Deutschland (42 Prozent). Als weiteren Grund nannte Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann den Umstand, dass es vielen angestellten Meisterinnen und Meistern aktuell in ihren Jobs sehr gut gehe was die Bezahlung und die Arbeitszeiten angeht und sie deshalb keine Veranlassung sehen würden, sich selbstständig zu machen. 

Auch angesichts dieser Entwicklung fordert die Handwerkskammer von der Politik wieder mehr "unternehmerischen Freiraum". Es brauche ein Moratorium zur Entrümpelung und Vereinfachung von Vorschriften, sagte Ehlert. Eine Entlastung sei deutlich besser als Förderung. Alle müsse so einfach gestaltet sein, dass es auch der kleinste Betrieb leisten kann. "Auch, damit junge Menschen Lust haben, ins Handwerk zu gehen." 

Seit 1949 zählte die Handwerkskammer Düsseldorf insgesamt 175.000 Jungmeisterinnen und Jungmeister. Etwa die Hälfte davon hat sich selbstständig gemacht und im Schnitt hat jeder von ihnen dann sechs Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt. Auch das eine Botschaft, die das Handwerks an die Politik sendet: "Wir sind klein, aber wir sind viele. Deshalb brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen." 

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Text: / handwerksblatt.de

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