Lieferanten kürzen Zahlungsziele
Lieferanten und Kreditgeber lassen ihren Kunden nicht mehr so lange Zeit zum Bezahlen wie noch vor einem Jahr. Das Baugewerbe ist besonders betroffen.
Im ersten Halbjahr 2018 betrug das durchschnittliche Zahlungsziel im deutschen B2B-Geschäft 31,70 Tage. 2017 waren es noch 32,51 Tage – also 0,81 Tage mehr. Das zeigt eine Analyse des Creditreform Debitorenregisters Deutschland, für die 3,3 Mio. Rechnungsbelege ausgewertet wurden.
Je nach Branche des Geschäftspartners zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Deutlich gekürzt wurden die Zahlungsziele den Unternehmen aus dem Einzelhandel (- 4,28 Tage), der unternehmensnahen Dienstleistungsbranche (- 3,53 Tage) und dem Verkehrs- und Logistiksektor (- 2,73 Tage). Auch das Baugewerbe erhielt nicht mehr so lange Zahlungsziele wie noch im Vorjahreszeitraum (- 1,54 Tage). Metall- und Elektrounternehmen wurden von ihren Lieferanten im 1. Halbjahr 2018 hingegen längere Zahlungsziele eingeräumt (+ 1,16 Tage).
Zahlungsverzug steigt um einen halben Tag
Die durchschnittliche Verzugsdauer von Rechnungen im B2B-Geschäft betrug im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland 10,59 Tage. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2017 zeigt sich ein ansteigender Trend. Der Zahlungsverzug hatte damals 10,11 Tage betragen – also etwa einen halben Tag weniger. Länger als im Vorjahr mussten sich vor allem die Kreditgeber von unternehmensnahen Dienstleistern (+ 2,51 Tage) und Einzelhandelsunternehmen (+ 1,23 Tage) gedulden. Bei Geschäften mit dem Großhandel ist die Verzugsdauer am geringsten (8,44 Tage), im Baugewerbe am längsten (16,40 Tage).
Bezogen auf die Rechtsformen zeigen sich zunehmende Zahlungsverzögerungen bei Debitoren der Rechtsform UG haftungsbeschränkt (+ 1,24 Tage), gefolgt von den Freien Berufen (+ 0,93 Tage) und der GmbH & Co. KG (+ 0,92 Tage). Unternehmen, die als UG firmieren, zahlten ihre Rechnungen mit einer Verspätung von durchschnittlich 19,04 Tagen. Die Verzögerungen sind damit fast doppelt so hoch wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Deutlich kürzer ist der Zahlungsverzug bei Transaktionen mit Unternehmen der Rechtsformen KG (7,31 Tage) und AG (8,54 Tage).
Eine Befragung von mittelständischen Unternehmen durch die Creditreform Wirtschaftsforschung in diesem Frühjahr bestätige diese Entwicklung: Danach hatten mehr Unternehmen als im Vorjahr nennenswerte Forderungsausfälle zu beklagen. Möglicherweise betreiben Unternehmen ihr Kreditmanagement in dem gegenwärtigen Auftragsboom weniger konsequent als früher, so dass dadurch Rechnungen später gezahlt werden, schreibt der Report von Creditreform.
Großkunden zahlen später
Größere Unternehmen (> 250 Arbeitnehmer) zeigten im 1. Halbjahr 2018 spürbare Verschlechterungen in ihrem Zahlungsverhalten. Der durchschnittliche Zahlungsverzug stieg im Vergleich zum Vorjahr von 8,89 auf 10,08 Tage. Kleinere Unternehmen (bis 50 Arbeitnehmer) wiesen aber erneut die höchste Überfälligkeit auf; 13,57 Tage waren es im Durchschnitt (1. Halbjahr 2017: 13,20 Tage).
Mit einer vergleichsweise langen Forderungslaufzeit ist bei Geschäften mit Großunternehmen zu rechnen. Im Durchschnitt vergingen 43,56 Tage, bis die Forderungen realisiert werden konnten (1. Halbjahr 2017: 44,05 Tage). Dabei wurden Großunternehmen weiterhin großzügige Zahlungsfristen eingeräumt. Zuletzt wurden diese aber um 1,68 Tage auf 33,48 Tage gekürzt. Zum Vergleich: Kleinen Unternehmen wurden im Durchschnitt 28,45 Tage Zahlungsziel gewährt.
Rechtsform AG verursacht mehr Außenstände
Der durchschnittliche Rechnungsbetrag im B2B-Geschäft in Deutschland belief sich im 1. Halbjahr 2018 auf 2.020 Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2017: 1.897 Euro) nahm dieser im Zeichen guter Konjunktur um 123 Euro zu.
13,1 Prozent der gesamten offenen Forderungen in Deutschland wurden von Unternehmen der Rechtsform AG verursacht (1. Halbjahr 2017: 11,4 Prozent). Verantwortlich für diese Entwicklung ist vor allem ein höherer durchschnittlicher Rechnungswert bei Geschäften mit einer AG (3.176 Euro; + 424 Euro gegenüber dem 1. Halbjahr 2017). Aufgrund ihrer hohen Wirtschaftsaktivität verursachen AGs vergleichsweise hohe Außenstände bei ihren Gläubigern. Insgesamt waren AG-Firmen aber nur für knapp ein Prozent aller offenen Rechnungen im deutschen B2B-Geschäft verantwortlich. Den größten Anteil am ausstehenden Forderungsvolumen hatte im 1. Halbjahr 2018 erneut die GmbH (57,4 Prozent), gefolgt von der GmbH & Co. KG mit 18,9 Prozent. Der Anteil der GmbH ist zuletzt aber leicht gesunken.
Text:
Rainer Fröhlich /
handwerksblatt.de
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