Restauratoren: Zurück zu den Ursprüngen
Die Erhaltung altehrwürdiger Güter verlangt Handwerkswissen auf höchstem Niveau – und die Beherrschung alter Techniken. In Schloss Raesfeld lässt sich das Know-how erlernen – ab Februar mit modifiziertem Lehrplan.
Stuck aus dem Barock, ein Biedermeier-Stuhl oder ein mittelalterlicher Dachstuhl haben eins gemeinsam: Sie können im Lauf der Zeit Schaden nehmen. Um sie im originalen Zustand erhalten zu können, müssen Spezialisten ran, die wissen, was zu tun ist. Genau die Fähigkeiten, die die sogenannten Restauratorinnen und Restauratoren im Handwerk haben und auf ihr meisterliches Können aufgesattelt haben. In 19 Gewerken rund um die Bereiche Bau, Ausbau und Objektrestaurierung lässt sich der staatlich anerkannte Titel "Restaurator im Handwerk" erwerben. Zum Beispiel in einem Fortbildungslehrgang auf der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld im Münsterland.
"Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen reizt das Wissen um alte Handwerkstechniken, aber auch die Möglichkeit, sich im Berufsalltag neue Felder zu erschließen", sagt Dr. Ursula Baumeister, Leiterin der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld, die in acht Handwerksberufen diese gefragte Fortbildung anbietet. In den vergangenen Dekaden wurden hier eine Vielzahl Maler und Lackierer, Maurer, Steinmetz- und Steinbildhauer, Tischler und Zimmerer, sowie Metallbauer, Raumausstatter und Stuckateure ausgebildet – was nach wie vor nicht den Bedarf an diesen Experten deckt.
Keine Standardarbeiten in der Restaurierung
"Wir stellen fest, dass es vielen Teilnehmenden darum geht, ihren eigenen Handwerksberuf zu komplettieren und zu bereichern", sagt Cora Zimmermann, Geschäftsbereichsleiterin der Akademie des Handwerks und Ausbildungsleiterin. "Gerade in der Restaurierung gibt es keine Standardarbeiten, jedes Objekt muss neu durchdacht und anders angegangen werden." Dazu werden bei alten Objekten oft Kenntnisse zu Materialien und Techniken benötigt, die heute so nicht mehr am Markt gängig sind. "Mit den neu erworbenen Fertigkeiten sind die Restauratorinnen und Restauratoren fit für den Markt der Denkmalpflege und Altbausanierung."
Der Lehrgang besteht aus dem fachrichtungsübergreifenden und fachrichtungsspezifischen Teil der Ausbildung. Im ersten geht es um Kunst- und Kulturgeschichte, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Untersuchungsmethoden, aber auch um unternehmerische Prozesse. "Im fachrichtungsspezifischen Teil lernen die Teilnehmenden historische Bau- und Handwerkstechniken kennen, die Beurteilung des Zustandes und welche Maßnahmen notwendig sind", so Zimmermann. "All das wird auf das jeweilige Gewerk ausgerichtet, aufgrund der Materialien bei uns auch vielfach zusammen mit den Kollegen der anderen Gewerke gelehrt – was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr bereichernd zu schätzen wissen."
Umfassende Herangehensweise der Restauratoren im Handwerk
Das Erlernte können sie in der begleitenden Projektarbeit anwenden, in der die angehenden Spezialistinnen und Spezialisten ihr Know-how um die historische Bedeutung des Objekts, aber auch die neuerworbenen Kenntnisse einbringen. Da hat sich der Rahmenlehrplan im Laufe der Zeit gewandelt. Vor einigen Jahrzehnten noch stand das handwerkliche Können im Vordergrund, heute wird eine umfassendere Herangehensweise gefordert, die aktuelle Verordnung trat vor knapp zwei Jahren in Kraft.
Zitat"Die Teilnehmer reizt das Wissen um alte Handwerkstechniken, aber auch, um sich im Berufsalltag neue Felder zu erschließen. Mit den neu erworbenen Fertigkeiten sind die Restauratoren fit für den Markt Denkmalpflege und Altbausanierung." Dr. Ulrike Baumeister, Leiterin der Akademie Schloss Raesfeld
Der Lehrgang kann berufsbegleitend oder in Vollzeit absolviert werden. Wer sich für die berufsbegleitende Fortbildung auf Schloss Raesfeld entscheidet, kommt etwa alle vier Wochen zu Seminaren und kann in rund zwei Jahren den Abschluss erwerben. "Auf 720 Wochenstunden beläuft sich die Fortbildung, zu der noch die Zeiten für das Selbststudium und die Projektarbeit hinzukommen", erklärt Geschäftsbereichsleiterin Zimmermann.
Knapp 8.000 Euro kostet die Lehrgangsgebühr jetzt für den neuen Abschluss, hinzu kommt noch eine Prüfungsgebühr. "Das Geld für den 'Geprüften Restaurator/Master Professional für Restaurierung im Handwerk' ist aber gut angelegt, weil sich die Teilnehmenden in der Regel ein Alleinstellungsmerkmal im Markt erarbeiten und ihr Können begehrt ist", sagt Akademie-Chefin Baumeister. Außerdem ist der Lehrgang förderfähig. Für Nordrhein-Westfalen gilt: über das Aufstiegs-BAföG können künftig Teilnehmende unabhängig vom Einkommen 50 Prozent der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren fördern lassen und einen Kredit bekommen.
Wird die Prüfung erfolgreich bestanden, gibt es einen Nachlass des kreditfinanzierten Teils, so dass bis zu 75 Prozent der Kosten finanziert werden. Bei dem so genannten Bildungsscheck gibt es als Höchstsumme immerhin noch 500 Euro. Mit etwas Glück gibt es auch ein Stipendium von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die 2021 23 Restauratorinnen und Restauratoren mit jeweils 3.000 Euro unterstützt hat. Wer jetzt noch schnell loslegen will: Die nächsten Lehrgänge starten ab dem 9. Februar – und noch gibt es Restplätze!
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Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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