Der Mittelstand hat einen hohen Investitionsbedarf in Zukunftsthemen, etwa die Digitalisierung.

Der Mittelstand hat einen hohen Investitionsbedarf in Zukunftsthemen wie die Digitalisierung. (Foto: © kantver/123RF.com)

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Trotz Corona: Der Mittelstand investiert

Betriebsführung

Der Mittelstand leidet weiter unter der Corona-Pandemie, unter Materialknappheit und steigenden Energiepreisen. Viele Unternehmen müssen jetzt ihre Preise erhöhen. Das hat eine Umfrage der DZ Bank und des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken ergeben.

Die meisten Mittelständler haben die Corona-Krise bislang gut bewältigt, teilweise mit Hilfe der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. Die Unternehmen sind aber nach wie vor durch die Folgen der Pandemie beeinträchtigt.

Das hat eine repräsentative Umfrage der DZ Bank und des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) ergeben. Die Geschäftslage der befragten Unternehmen hat sich im Vergleich zum Frühjahr zwar verbessert, die Erwartungen trübten sich angesichts der vierten Coronawelle, der hohen Preissteigerungen und gestiegenen Materialknappheit jedoch spürbar ein, meldet der BVR.

Die Folgen der Pandemie hinterlassen auch in den Jahresabschlüssen der mittelständischen Firmenkunden Spuren. "Viele Unternehmen konnten aber den Krisenfolgen erfolgreich mit konsequenten Kosteneinsparungen und anderen Maßnahmen entgegenwirken, wie beispielsweise verstärkten E-Commerce-Aktivitäten oder To-go-Angeboten", sagte Andreas Martin vom Vorstand des BVR.

Seit Jahren arbeiten die Unternehmen daran, ihre Eigenkapitalpuffer zu erhöhen. Das und die staatlichen Corona-Hilfen hätten wirksam zur Milderung der Krisenfolgen beigetragen, so Martin. Die betriebswirtschaftliche Lage im Mittelstand habe sich zwar merklich verschlechtert, eine Erosion der Bilanzqualität hätte aber vermieden werden können.

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Geschäftserwartungen fallen deutlich

Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage stieg laut der Umfrage im Herbst zum dritten Mal in Folge, und zwar von 47,4 Punkten auf 67,8 Punkte. Noch besser wurde die aktuelle Lage zuletzt im Frühjahr 2019 bewertet. Damit werde mittlerweile das Vorkrisenniveau von 61,8 Punkten deutlich überschritten.

Die aktuelle Geschäftslage lag spürbar über dem langjährigen Durchschnittswert. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate hat sich die Erholung nach zwei Anstiegen in Folge nicht weiter fortgesetzt.

Im Herbst rechnet nur noch eine kleine Mehrheit der mittelständischen Unternehmen mit einer besseren Entwicklung in den kommenden Monaten. "Die Studienergebnisse zeigen, dass der Post-Corona-Boom auch negative Auswirkungen hat. Energie- und Rohstoffpreise sind deutlich nach oben geklettert und manche Vorprodukte wie etwa Halbleiter werden immer mehr zur Mangelware, sodass die Produktion in vielen Bereichen nur eingeschränkt läuft und weit hinter den Auftragseingängen zurückbleibt", so Uwe Berghaus, DZ Bank Firmenkundenvorstand.

Hoher Investitionsbedarf

"Der deutsche Mittelstand hat aber in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen, wie gut er mit Krisen umgehen kann", so Berghaus weiter. Ein aktueller Beleg hierfür sei die hohe Investitionsbereitschaft bei Zukunftsthemen.

Trotz allem gab die Investitionsbereitschaft der befragten Unternehmen in diesem Herbst kaum nach. Vor einem halben Jahr planten 77 Prozent der Mittelständler, in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen zu investieren, aktuell sind es mit 76 Prozent fast genauso viele.

Im Herbst gaben 46 Prozent der Umfrageteilnehmer an, in Digitalisierung investieren zu wollen. Auch in Prozessautomatisierung (33 Prozent) und Umweltmanagement/Nachhaltigkeit (30 Prozent) planen mehr Unternehmen zu investieren als zuvor.

Die Investitionsbereitschaft steigt mit zunehmender Unternehmensgröße. Bei der Nachhaltigkeit fällt der Unterschied zwischen großen und kleinen Mittelständlern dabei mit am geringsten aus.

Lieferketten sichern

Angesichts der Knappheit bei vielen Vorprodukten und mittlerweile auch bei vielen Endprodukten kommt der Sicherung der Lieferketten auch im Mittelstand eine immer größere Bedeutung zu, meldet der BVR. Für fast zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen sei das aktuell ein relevantes Thema.

Selbst von den kleinen Mittelständlern mit einem Jahresumsatz von unter fünf Millionen Euro streben deutlich mehr als die Hälfte die Sicherung der Lieferketten an. Betroffen sind vor allem die Industriebranchen. 

Stark steigende Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte

Zu den negativen Folgen des Post-Corona-Booms zählen auch die stark gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte. Diese belasten die kleinen bis mittelgroßen Unternehmen ebenso wie die internationalen Konzerne.

Die Mittelständler planen daher, zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzureichen. Seit der ersten Erhebung der Mittelstandsumfrage im Jahr 1995 planten noch nie so viele Unternehmen, ihre Preise anzuheben: 58 Prozent der Befragten planen Preissteigerungen, nur vier Prozent wollen die Preise senken.

Zudem zeichnet sich ab, dass die mittelständischen Unternehmen wieder planen, Fachkräfte einzustellen. Fast 30 Prozent der befragten Mittelständler planen aktuell, ihren Personalbestand zu erhöhen. Nur acht Prozent denken dagegen an einen Personalabbau.

Quelle: BVR 

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Text: / handwerksblatt.de

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