Die Insolvenzzahlen sind 2020 im freien Fall: Die Creditreform Wirtschaftsforschung verzeichnete nur noch gut 82.000 Insolvenzen insgesamt. Im Hochkonjunkturjahr 2019 waren es noch rund 104.000 Pleitefälle.

Die Insolvenzzahlen sind 2020 im freien Fall: Die Creditreform Wirtschaftsforschung verzeichnete nur noch gut 82.000 Insolvenzen insgesamt. Im Hochkonjunkturjahr 2019 waren es noch rund 104.000 Pleitefälle. (Foto: © mariok/123RF.com)

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Weniger Firmenpleiten im Corona-Jahr

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Die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland sind 2020 weiter stark zurückgegangen. Prominenteste Firmenpleiten waren Galeria Karstadt Kaufhof und das Modehaus Esprit. Das wahre Bild wird durch die Corona-Hilfen verzerrt, kritisiert Creditreform.

Mitten in der Corona-Krise und trotz eines massiven Konjunktureinbruchs sind die Insolvenzen in Deutschland weiter gesunken. Das berichtet die Creditreform Wirtschaftsforschung. 2020 nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 13,4 Prozent auf 16.300 Fälle ab. Das sei der niedrigste Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999. Vor einem Jahr meldete Creditreform um diese Zeit 18.830 Firmenpleiten.  

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Die Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft zur Abmilderung der Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht über mehrere Monate würden das echte Bild verzerren, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.

"Im laufenden Jahr hat sich das Insolvenzgeschehen als Seismograph für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vom wirklichen Zustand der deutschen Unternehmen entkoppelt."

Weniger Insolvenzanmeldungen bei Kleinbetrieben

Durch die Staatshilfen würden viele Unternehmen am Markt bleiben, die unabhängig von der Corona-Krise eigentlich nicht mehr überlebensfähig seien. Insbesondere bei Kleinbetrieben habe es durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht  spürbar weniger Insolvenzmeldungen geben.

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Einen deutlicher Anstieg der Insolvenzen gab es bei größeren Unternehmen. "Insolvenzen sind ein wichtiger Mechanismus zum Schutz der Volkswirtschaft", so Hantzsch weiter.

"Unternehmen ohne tragbares Geschäftsmodell müssen vom Markt genommen oder von Grund auf saniert werden, damit die deutsche Wirtschaft als Ganzes auch nach Corona wettbewerbsfähig bleibt." Der Strukturwandel in Branchen wie Autoindustrie, Luftfahrt und Einzelhandel werde durch diese Maßnahmen teilweise verzögert, kritisiert Hantzsch.

2021 dürften die Insolvenzen wieder steigen

"Nachdem die Insolvenzanzeigepflicht bei Zahlungsunfähigkeit, nicht aber Überschuldung, ab Oktober wieder in Kraft ist, dürften die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und ein Ende der Eindämmungsmaßnahmen die Insolvenzen im kommenden Jahr insgesamt wieder steigen lassen."

Zu den bekanntesten und größten Unternehmenszusammenbrüchen in 2020 zählen die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und etliche Modeunternehmen wie Esprit und Bonita.

Erhöht haben sich die Schäden für Gläubiger der insolventen Unternehmen. Im Jahr 2020 summierten sich die offenen Forderungen auf etwa 34 Milliarden Euro nach 23,5 Milliarden Euro im Vorjahr.

Pro Insolvenzfall muss im Durchschnitt voraussichtlich die Rekordsumme von gut zwei Millionen Euro an Forderungsverlusten abgeschrieben werden.

Von der Insolvenz betroffen waren insgesamt rund 332.000 Arbeitnehmer; eine deutlich höhere Zahl als im Vorjahr (2019: 218.000 Beschäftigte). 

Auch bei den Verbraucherinsolvenzen verzeichnete Creditreform einen deutlichen Rückgang. Im Jahr 2020 verringerte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um 27,1 Prozent auf 45.800 (2019: 62.810).  

Quelle: Creditreform

Text: / handwerksblatt.de

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