"Die deutsche Wirtschaft hat die konjunkturelle Talsohle erreicht"
Nach zwei Jahren Rezession rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland für dieses Jahr mit einem dünnen Wachstum von 0,2 Prozent.
Die führenden Wirtschaftsinstitute Deutschlands sagen in ihrer Herbstprognose ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent für das laufende Jahr voraus. "Mit einer Stagnation in der ersten Hälfte dieses Jahres dürfte die deutsche Wirtschaft die konjunkturelle Talsohle erreicht haben. Eine breit angelegte Erholung ist jedoch nicht zu erwarten, da strukturelle Schwächen anhalten: hohe Lohnstück- und Energiekosten, Fachkräftemangel und eine abnehmende Wettbewerbsfähigkeit belasten die Wachstumsperspektiven", so die Forscher.
Die von der Bundesregierung aufgesetzten Sondervermögen setzen Impulse, so dass die Konjunktur in den nächsten zwei Jahren durch die expansive Finanzpolitik wieder Fahrt aufnehmen könne. Für das Jahr 2026 rechnen die Wirtschaftsinstitute mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,3 Prozent, 2027 soll es um 1,4 Prozent wachsen. Der Aufschwung konzentriere sich dabei auf die Binnenwirtschaft. "Strukturelle Probleme würden dadurch nicht behoben: Unter Status-quo-Bedingungen sinkt das Produktionspotenzial bis zum Ende des Jahrzehnts auf 0,2 Prozent Wachstum pro Jahr."
Allgemeine Standortbedingungen verbessern
HerbstgutachtenHier finden Sie die ausführliche Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsinstitute.Deutschland stehe wirtschaftspolitisch an einem Wendepunkt. "Die Zeiten stabilen Wachstums, verbunden mit Exportstärke, solider Beschäftigung und stabilitätsorientierten Staatsfinanzen, sind vorbei." Der demografische Wandel reduziere das Arbeitskräfteangebot und erhöhe gleichzeitig den Druck auf die sozialen Sicherungssysteme, dazu komme "eine hartnäckige Investitionszurückhaltung und stagnierende Produktivität". All dies seien Ursachen für die wirtschaftliche Schwäche. Hohe Energie- und Lohnstückkosten schadeten wie auch die Vernachlässigung von Bildung und Innovation der Wettbewerbsfähigkeit mit negativen Folgen für die langfristigen Wachstumsaussichten.
Die Wissenschaftler fordern von der Politik tiefgreifende Strukturreformen. Etwa sei eine Effizienzsteigerung im Gesundheitssystem unerlässlich, um die Sozialversicherungsbeiträge zu stabilisieren. Es brauche auch verbesserte Arbeitsanreize, besonders für Niedrigverdiener und ältere Menschen. Außerdem sollte die Wirtschaftspolitik nicht einzelne Unternehmen fördern, sondern die allgemeinen Standortbedingungen verbessern, um die erwartete Rendite von Investitionen in Deutschland zu stärken. "Die Bedienung der Partikularinteressen einzelner Wirtschaftszweige ist dazu nicht geeignet. Vielmehr sollten Bürokratie- und Abgabenlast für alle Unternehmen gesenkt werden."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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