Die aktuelle Prognose des Fachkräftemonitorings sagt im Bereich Sanitär, Heizung, Klima Engpässe bei der Fachkräfteversorgung voraus.

Die aktuelle Prognose des Fachkräftemonitorings sagt im Bereich Sanitär, Heizung, Klima Engpässe bei der Fachkräfteversorgung voraus. (Foto: © Luca Bertolli/123RF.com)

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Kampf um kluge Köpfe

Handwerkspolitik

Personal: Die Bundesregierung will den Betrieben helfen, Fachkräfte zu gewinnen und zu sichern. Der ZDH fordert mehr Kohärenz bei den Maßnahmen.

Ohne das Handwerk sei der Weg zur Klimaneutralität und Energiewende nicht zu gehen. Das betonte der Zentralverband des Handwerks (ZDH)) immer wieder. Das Handwerk sieht sich als technischer Ausrüster der Klima- und Energiewende und damit als unverzichtbarer Partner für die Umsetzung der nötigen Transformationsprozesse.

"Millionen Handwerkerinnen und Handwerker sind bereits jetzt täglich aktive Klimaschützer, wenn sie Solardächer installieren, Ladesäulen für die E-Mobilität und Windparks bauen, wenn sie Heizungen austauschen und Häuser energieeffizient sanieren und bauen", betont ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer. Aber auch die tägliche Daseinsversorgung, etwa mit Lebensmitteln oder mit Gesundheitsprodukten, könne nur mit qualifizierten Handwerkern aufrechterhalten werden.

Fachkräftemangel verschärft sich weiter

Gerade die sind aber knapp. In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel. Und der verschärft sich immer weiter. Die aktuelle Prognose des Fachkräftemonitorings des Konsortiums "Qualifikation und Beruf in der Zukunft" für 2022 bis 2026 geht von einer immer schwieriger werdenden Rekrutierung von Fachkräften aus, vor allem, weil die geburtenstarken Jahrgänge zunehmend in den Ruhestand eintreten. Im Jahr 2026 erwarten die Wissenschaftler Engpässe im Metallbau und der Elektrotechnik, in den Bauberufen und im Bereich Sanitär, Heizung, Klima. In 87 der 140 betrachteten Berufsgruppen werde der Neubedarf bis 2026 stärker wachsen als das Neuangebot.

Deswegen hat die Bundesregierung jetzt bei einem Fachkräftegipfel gemeinsam mit Vertretern aus der Wirtschaft darüber diskutiert, welche Maßnahmen nun zu ergreifen sind. Dabei stellte die Regierung ihre neue Fachkräftestrategie vor, die im Herbst im Kabinett beschlossen werden soll. Mit ihr will sie die Unternehmen bei der Gewinnung und Sicherung von qualifiziertem Personal unterstützen. "Für viele Betriebe ist die Suche nach Fachkräften schon heute eine existenzielle Frage", sagt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). "Und unser Land braucht Fachkräfte, um die Digitalisierung und den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu stemmen. Dafür brauchen wir jede helfende Hand und jeden klugen Kopf."

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Fünf zentrale Handlungsfelder

In ihrer Strategie bündelt die Regierung Maßnahmen für fünf zentrale Handlungsfelder: zeitgemäße Ausbildung, gezielte Weiterbildung, Arbeitspotenziale wirksamer heben und Erwerbsbeteiligung erhöhen, Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur sowie Einwanderung modernisieren und Abwanderung reduzieren.

Zu den geplanten Maßnahmen gehören eine Ausbildungsgarantie, die Stärkung der Weiterbildung durch die Einführung von Qualifizierungsgeld und Bildungszeit, eine Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung mit einem Ausbau der Berufsorientierung besonders an Gymnasien und ein verbessertes Aufstiegs-BAföG. "Akademische und berufliche Bildung sind unterschiedlich, aber gleichwertig. Beide sind tolle Sprungbretter für ein erfolgreiches Berufsleben", sagt Bildungsministern Bettina Stark-Watzinger (FDP).

Zusätzlich will die Regierung das Einwanderungsrecht modernisieren und die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse für Fachkräfte weiter optimieren. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): "Der Handlungsdruck ist hoch. Unsere Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte. Wir müssen gemeinsam mit der Wirtschaft, den Gewerkschaften und der Politik daran arbeiten, dass wir alle Fachkräftepotenziale nutzen und fördern – die inländischen wie die ausländischen." Deutschland müsse sich deutlich stärker für Einwanderung öffnen.

Fachkräftestrategie mittel- und langfristig konzipieren

Das Handwerk begrüßt die Bemühungen der Bundesregierung, sieht aber in der Zusammenstellung der Maßnahmen Stückwerk ohne "überzeugenden gesamtstrategischen Ansatz". Es sei wichtig, dass eine Fachkräftestrategie eben nicht eine bloße Sammlung von Einzelprojekten ist, sondern vielmehr mittel- und langfristig konzipiert wird, betont Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. "Aus Sicht des Handwerks müssen bestehende und erfolgreiche Initiativen wie die Allianz für Aus- und Weiterbildung viel stärker eingebunden und Handlungserfordernisse konkret benannt werden. Auch die Potenziale aus der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte – gerade für kleine und mittlere Betriebe – müssen noch stärker betont werden."

Die Förderung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung komme zu kurz. Deutschland brauche endlich eine echte Gleichwertigkeit und dafür eine Bildungswende, fordert Wollseifer. "Nur wenn es gelingt, berufliche Bildung für junge Menschen wieder attraktiver zu machen, werden wir den Nachwuchs gewinnen können, den wir angesichts der gewaltigen Herausforderungen durch den Transformationsdruck auf die deutsche Wirtschaft und das Handwerk unbedingt brauchen."

Zitat"Unser Land braucht Fachkräfte, um die Digitalisierung und den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu stemmen. Dafür brauchen wir jede helfende Hand und jeden klugen Kopf." Hubertus Heil, Bundesarbeitsminister
Allein im Handwerk fehlten aktuell schon mehr als 250.000 Arbeitskräfte. 125.000 Betriebe suchten in den kommenden fünf Jahren eine Nachfolge. Gleichzeitig steige vor allem in den Transformationsbereichen – Klimaschutz, Energiewende, Infrastruktur oder Digitalisierung – der Bedarf. "So werden laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für die Vorhaben der Bundesregierung allein für den Klimaschutz und für den Wohnungsbau bis 2025 rund 400.000 zusätzliche Fachkräfte insgesamt benötigt."

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Text: / handwerksblatt.de

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