Eine neue Brille online kaufen, ganz ohne persönliche Beratung im Geschäft? Das setzt sich in Deutschland nicht durch.

Eine neue Brille online kaufen, ganz ohne persönliche Beratung im Geschäft? Das setzt sich in Deutschland nicht durch. (Foto: © georgerudy /123RF.com)

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Brillenkauf: Online-Handel hat sich nicht durchgesetzt

Die Deutschen kaufen ihre Brille immer noch am liebsten im Laden. Nur knapp zwei Prozent der Brillen mit individueller Sehstärke waren 2019 reine Online-Käufe. Verband warnt vor Online-Sehtests.

Die Anteile des reinen Online-Handels beim Brillenkauf sind immer noch verschwindend gering. Das meldet der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA). Der Verband hatte Anfang des Jahres ein Marktforschungsunternehmen mit einer Studie zu den  Vertriebskanälen in der Augenoptik beauftragt. 

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Demnach waren nur 1,7 Prozent der Brillen mit Sehstärke (Korrektionsbrillen) reine Online-Käufe, die ohne jegliche Beteiligung von stationären Geschäften abgewickelt wurden.

89,3 Prozent der Brillenkäufe wurden ausschließlich im Laden getätigt (fast zwölf Millionen Brillen in 2019). Bei den restlichen neun Prozent wurden einige Schritte beim Brillenkauf offline und einige online abgewickelt.

Online-Brillenkauf kann die persönliche Beratung nicht ersetzen

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"Diese Zahlen zeigen objektiv, was subjektiv schon länger unser Eindruck war: Der Online-Verkauf von Brillen hat sich nicht durchgesetzt", berichtet ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod.

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Das sehe man auch daran, dass ein großer Online-Händler inzwischen auf Multichannel-Konzepte setzt und immer mehr Filialen betreibt. 2018 hatte ein Marktführer seine erste Filiale in Frankfurt am Main eröffnet. Viele weitere Stores folgten. Für Ende 2020 waren laut ZVA sogar 40 Filialen geplant.

Andere Online-Händler arbeiten mit Partner-Augenoptikbetrieben vor Ort zusammen. 

Brillenträger In Deutschland tragen 41,1 Millionen Erwachsene (ab 16 Jahren) eine Brille, darunter 23,4 Millionen ständig und weitere 17,7 Millionen gelegentlich. Das sind 67 Prozent aller Erwachsenen. Quelle: Kuratorium Gutes Sehen

Die Studie bestätige, dass die Brille kein Produkt ist, das man einfach ohne persönliche Betreuung durch den Fachmann online bestellen kann, so Truckenbrod.

Inzwischen gebe es in Deutschland kein bekanntes Unternehmen mehr, dass seine Brillen ausschließlich online und ganz ohne stationären Laden verkauft. 

13 Millionen Brillen verkauft

Insgesamt hat sich die Branche 2019 positiv entwickelt. Der Umsatz ist um 3,8 Prozent auf knapp 6,5 Milliarden Euro gestiegen. Die Stückzahlentwicklung der Brillen liegt bei einem Plus von einem Prozent. Es wurden knapp 13 Millionen komplette Brillen verkauft.

Verband warnt vor Online-Sehtests

Online-Brillenhändler bieten nicht nur Fassungen und Gläser an, sondern auch Online-Sehtests, um die Werte für Brillen oder Kontaktlinsen zu bestimmen. Das alles läuft am Computer ab. Der Verband ZVA warnt Verbraucher davor, anhand solcher Testergebnisse eine Brille zu bestellen. Keines der bekannten Internet-Angebote erbringe den nötigen Nachweis, vergleichbar präzise Ergebnisse zu liefern wie die Messungen von Augenoptikern und Optometristen.

"Bei einem Online-Sehtest können weder ein Anamnesegespräch noch die erforderliche Untersuchung zur Abklärung eventueller gesundheitlicher Schwierigkeiten erfolgen", betont Christian Müller, ZVA-Vizepräsident und Inhaber von Saarner Optik in Mülheim an der Ruhr. Außerdem könnte bei solchen Tests systembedingt bisher keine Prüfung des "beidäugigen Sehens" mit den ermittelten Werten stattfinden. Online-Sehtests würden nicht den Arbeits- und Qualitätsrichtlinien für Augenoptik und Optometrie (AQRL) entsprechen.

Die Augenglasbestimmung nach deutschem Handwerksrecht sei nicht umsonst den Meisterbrieben vorbehalten. Die Online-Sehtests bieten höchstens einen ersten Anhaltspunkt. 

Quelle: ZVA

Text: / handwerksblatt.de

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