Am 9. November zog der "Stollenbäckerzug" samt Dresdner Stollenmädchen durch die Innenstadt.

Am 9. November zog der "Stollenbäckerzug" samt Dresdner Stollenmädchen durch die Innenstadt. (Foto: © Schutzverband Dresdner Stollen e. V. / Michael Schmidt)

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Dresdner Stollenbäcker eröffnen ihre Stollensaison

Betriebsführung

Die Dresdner Stollenbäcker haben die Stollensaison 2022 eröffnet. Hinter der Marke "Dresdner Christstollen" stehen rund 100 Bäckerinnen und Bäcker. Der Dresdner Christstollen ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbunden.

Keine Vorweihnachtszeit ohne Plätzchen und Stollen: Fast jeder Bäcker, jede Bäckerin hat dafür ein besonderes Rezept im Schrank. Und wer hätte gedacht, dass der Stollen angesichts der Menge von Butter, Mandeln und Rosinen im Mittelalter ein Fastengebäck war.

Die Dresdner Stollenbäcker haben für ihren Christstollen sogar eine eingetragene Marke. Jedes Jahr Anfang November eröffnen die Bäckerinnen und Bäcker des Schutzverbandes Dresdner Stollen e. V. ihre Stollensaison mit einer großen Inszenierung. Diesmal haben sie sich neben den "Fürstenzug in Dresden" gestellt - ein ein überlebensgroßes Bild eines Reiterzuges in der sächsischen Landeshauptstadt.

Das 102 Meter lange Wandbild ist aufgetragen auf 23.000 Fliesen aus Meisner Porzellan und gilt als größte Porzellanwandbild der Welt. Das Kunstwerk zeigt die Ahnengalerie der 34 Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige aus dem Geschlecht des Fürstenhauses Wettin, die zwischen 1127 und 1873 in Sachsen herrschten.

Foto: © Schutzverband Dresdner Stollen e. V. / Michael SchmidtFoto: © Schutzverband Dresdner Stollen e. V. / Michael Schmidt

"Der Fürstenzug steht für Tradition und Handwerkskunst und passt daher ganz wunderbar zu uns", sagt Andreas Wippler, Vorsitzender des Schutzverbandes Dresdner Stollen

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Die Kombination aus uns Stollenbäckerinnen und Stollenbäckern, dem Stollenmädchen (in diesem Jahr Salome Selnack), den sächsischen Fürsten und der Frauenkirche im Hintergrund sei ein wunderschöner Gruß aus Dresden in die Welt, so Wippler.  

Für den Erhalt der Tradition

"Es ist jedes Jahr aufs Neue wunderbar zu sehen, wie sehr unsere Verbandsmitglieder ihren Dresdner Christstollen feiern und sich für den Erhalt der Traditionen einsetzen", sagt Karoline Marschallek, Geschäftsführerin des Schutzverbandes Dresdner Stollen e. V.

Die Marke "Dresdner Christstollen" vertreten rund 100 Bäckerinnen und Bäcker. Mit Events wie diesen inszenieren will man die Traditionsmarke immer wieder neu erfinden, ohne dabei die ursprünglichen Werte aus den Augen zu verlieren.

"Hinter dem goldenen Stollensiegel und dem blau-gelben EU-Siegel für die geschützte geografische Herkunftsangabe stehen der Markenschutz, hohe Qualitätsanforderungen  sowie eine Imagekommunikation", so der Verein.

Zutaten: Margarine ist verboten Rosinen, Butter, süße und bittere Mandeln, Orangeat, Zitronat, Mehl, Milch und Hefe müssen Bestandteile des Teiges bei einem echten Dresdner Christstollen sein. Auch Kristallzucker, Butterschmalz, Zitronenschalenpaste, Speisesalz, Puderzucker und Stollengewürz sind in der Satzung des Schutzverbandes Dresdner Stollen e. V. festgeschriebenen Rezeptur enthalten. Eine Zugabe von Margarine, künstlich hergestellten Aromen und Zusatzstoffen ist nicht zulässig. Quelle: Schutzverband Dresdner Stollen e. V.

Hintergrund: Die Dresdner Stollengeschichte

"Der Dresdner Christstollen ist untrennbar mit der Geschichte der Kulturstadt Dresden verbunden. Ob Könige, Fürsten oder die Dresdner Bürger: Zu allen Zeiten der Stadtgeschichte spielt auch das Dresdner Traditionsgebäck eine herausragende Rolle – Stollengeschichte ist also auch Dresdner Kulturgeschichte.

Der Stollen als mittelalterliches Fastengebäck. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Dresdner Christstollen 1474 auf einer Rechnung des christlichen Bartolomai-Hospitals. Von weihnachtlichem Höchstgenuss war zu dieser Zeit aber noch nicht die Rede: Das mittelalterliche Fastengebäck bestand lediglich aus Mehl, Hefe und Wasser. Ganz im Sinne des Verzichts erlaubte die katholische Kirche in ihrer Autorität weder Butter noch Milch.

Der Butterbrief. Da die Sachsen aber schon immer ein Genießervölkchen waren, baten Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder Albrecht Papst Innozenz VIII, das Butter-Verbot aufzuheben. Der Heilige Vater gab diesem statt und sandte im Jahr 1491 den "Butterbrief“ in die Regentenstadt. Von da an durften die Stollenbäcker auch gehaltvollere Zutaten verwenden.

Königlicher Genuss. Seinen Ruf als königliches Gebäck bekam der Dresdner Stollen ab 1560. Traditionell zum heiligen Fest übergaben die Dresdner Stollenbäcker ihrem Landesherrn ein oder zwei Weihnachtsstollen. In einem Zeremoniell wurde das 36 Pfund schwere Gebäck von acht Meistern und acht Gesellen durch die Stadt zum Schloss getragen.

Kurfürst Augusts Riesenstollen. Auch der wohl bekannteste sächsische Kurfürst, August der Starke, bekannte sich öffentlich als wahrer Stollen-Liebhaber. Von der Dresdner Bäckerzunft ließ er sich anlässlich des Zeithainer Lustlagers 1730 einen – seinen – Riesenstollen backen: Rund 100 Bäcker und Gesellen fertigten mit 3600 Eiern, 326 Kannen Milch und 20 Zentnern Weizenmehl einen rund 1,8 Tonnen schweren Riesenstollen. Und auch wenn dieser überdimensionale Stollen mit eigentlich stollenuntypischen Eiern und im Juni gebacken wurde, gilt er dennoch als barocker Vorläufer des heutigen Dresdner Christstollens. An Kurfürst Augusts Riesenstollens erinnert noch heute das jährlich am Sonnabend vor dem 2. Advent in Dresden stattfindende Dresdner Stollenfest."

 Quelle: Schutzverband Dresdner Stollen

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Text: / handwerksblatt.de

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