Schloss Raesfeld: virtueller Knotenpunkt für Sachverständige
Der WHKT-Arbeitskreis Sachverständigenwesen will mehr für kompetenten Nachwuchs tun und Schloss Raesfeld auch als virtuelle Anlaufstelle über NRW hinaus etablieren.
Gutachter und Sachverständige sind aus Rechtsprechung und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. In die Presse schaffen es Gutachten, wenn es um Millionenschäden geht, tagtäglich geht es aber in den Gerichten und Werkstätten um deutlich kleinere Summen. Aber auch für die braucht es Experten, die eine geleistete Arbeit kompetent, fair und sachgerecht beurteilen können – darunter auch die Sachverständigen im Handwerk.
"Die fallen aber nicht vom Himmel", sagt Henrik Himpe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund und Vorsitzender des Arbeitskreises Sachverständigenwesen des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT). Der Arbeitskreis der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Sachverständigenwesen weiterzubringen und mehr für qualifizierten Nachwuchs zu tun. Dazu zählt auch, Schloss Raesfeld über die Grenzen von NRW hinaus als virtuelle Anlaufstelle für Gutachter in spe weiter zu etablieren und als Weiterbildungs- und Qualifizierungsadresse zu verankern.
Die Vorraussetzungen für Sachverständige im Handwerk
Voraussetzung für eine Sachverständigentätigkeit sind eine mehrjährige Berufspraxis, überdurchschnittliche Kenntnisse und Fähigkeiten, aber auch die Persönlichkeit. "Vor der Bestellung prüft die jeweilige Handwerkskammer die Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit und Unabhängigkeit der Personen, die sich um diese Aufgabe bewerben", erklärt Himpe. "In einem prüfungsähnlichen Verfahren müssen die Kandidaten zudem ihre besondere Sachkunde nachweisen und ihre Fähigkeit, Sachverhalte objektiv zu beurteilen sowie verständlich und nachvollziehbar zu begründen." Diese Prüfung hat ihren Grund: Als Sachverständige arbeiten sie in herausgehobener Position und – etwa vor Gericht – unter den Augen der Öffentlichkeit und sind daher auch besondere Imageträger für ihr jeweiliges Gewerk und das Handwerk.
Tatsächlich gibt es im Sachverständigenwesen einen Bedarf an Fachkräften, auch wenn der von Gewerk zu Gewerk und von Region zu Region höchst unterschiedlich ist. Vor allem aber geht es darum, den Nachwuchs zu qualifizieren. Eine von bundesweit drei Anlaufstellen ist die Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld. Hier finden die Sachverständigenseminare SV I und SV II statt. Darin lernen die Teilnehmer die rechtlichen Grundlagen für ihre Tätigkeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Handwerk.
Die Seminarinhalte sind für alle Gewerke gleich und enden mit einem abschließenden Test. In NRW sind die Seminare verpflichtend, in anderen Regionen werden sie von der Handwerkskammer gewünscht und empfohlen. "Hier gilt es, Schloss Raesfeld auch als virtuelle Anlaufstelle in NRW und darüber hinaus für Sachverständige zu etablieren", führte Himpe beim Treffen des WHKT-Arbeitskreises Ende November aus.
Virtueller Austausch im Netzwerk
Dabei geht es vor allem darum, unter den ehemaligen Teilnehmern und Sachverständigen, aber auch mit allen rund um das Sachverständigenwesen Beteiligten ein Netzwerk aufzubauen, um sich auszutauschen – auch gerne virtuell. Events wie das Frühlingstreffen der Kfz-Gutachter oder regelmäßige gewerkeübergreifende Gesprächsrunden in Raesfeld könnten helfen, sich zu vernetzen und schneller Informationen aufzubauen.
Gefordert ist auch Schloss Raesfeld – in Abstimmung mit dem Arbeitskreis – selbst: Die Informationen und Inhalte zu den Kursen und zum Sachverständigenwesen müssten auf einer Plattform vereinheitlicht werden, um Informationssuchenden und Teilnehmern einfach und direkt das passende Know-how zu vermitteln. Um Raesfeld tatsächlich zu einem digitalen Knotenpunkt zu machen, müssen sich aber auch die Handwerkskammern entsprechend einbringen. Das kann zum Beispiel über die eigenen Internetauftritte erfolgen, auf denen sie das Sachverständigenwesen und dafür wichtige Institutionen noch deutlicher herausstellen.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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