Fast 80 Prozent der Auszubildenden fühlen sich genauso gut oder sogar noch besser von ihrem Ausbildungsbetrieb betreut. Das geht aus einer Umfrage von WorldSkills Germany hervor.

Fast 80 Prozent der Auszubildenden fühlen sich genauso gut oder sogar noch besser von ihrem Ausbildungsbetrieb betreut. Das geht aus einer Umfrage von WorldSkills Germany hervor. (Foto: © auremar/123RF.com)

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Trotz Corona – Azubis fühlen sich gut betreut

Betriebsführung

WorldSkills Germany hat (angehende) Azubis befragt, wie sie mit der Corona-Krise umgehen und was sie von der Politik erwarten. Viele fühlen sich von ihrem Betrieb gut betreut. Von den Entscheidern fordern sie, mehr Geld in die Bildung zu investieren.

"Wir müssen die Stimmen der jungen Menschen hören und beachten. Sonst entscheiden wir über sie hinweg", erklärt der Geschäftsführer von WorldSkills Germany, Hubert Romer. Deshalb wurden Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler vom 15. Mai bis 28. Juni 2020 anonym befragt. Die Umfrage sollte zeigen, wie es den jungen Menschen in der Corona-Krise geht, wie sie über ihre berufliche Zukunft denken und was sie der Politik mit auf den Weg geben möchten. Insgesamt haben sich 475 Auszubildende sowie 43 Schülerinnen und Schüler beteiligt. Ihre Rückmeldungen sollen Betrieben, Bildungseinrichtungen sowie Entscheidern aus Wirtschaft, Bildung und Politik dabei helfen, besser mit der Krise umzugehen.

Lehrstelle ist sicher

94 Prozent der Auszubildenden gaben an, dass ihre Lehrstelle weiterhin sicher ist. Lediglich sechs Prozent befürchten, dass der Ausbildungsvertrag aufgelöst wird, haben von konkreten Plänen erfahren, dass er aufgelöst werden soll oder haben bereits eine Aufhebung ihres Vertrages erlebt. Einer der anonym Befragten vermutet, dass die Zahl noch höher sein könnte. "Wäre es nicht so kompliziert, Azubis zu kündigen, hätte man vermutlich längst eine Kündigungswelle", zitiert WorldSkills Germany aus den Statements der Teilnehmenden.

Gute Betreuung der Betriebe

Mehr als drei Viertel der Auszubildenden (77 Prozent) fühlen sich vom Ausbildungsbetrieb genauso gut oder sogar noch besser betreut als vor der Corona-Krise. Dies ist bei 22 Prozent der Befragten nicht der Fall. Sie fühlen sich weniger gut betreut. Als Grund führen sie unter anderem an, dass aufgrund von Homeoffice oder Kurzarbeit der Kontakt zu ihren Ausbildern und Kollegen fehlt.

Online-Unterricht funktioniert

Die Berufsschulen kommen WorldSkills Germany zufolge nicht ganz so gut weg wie die Ausbildungsbetriebe. 47 Prozent der Befragten fühlen sich weiterhin gut oder sogar besser betreut. Als positiv wird von ihnen etwa bewertet, dass der Online-Unterricht gut funktioniert. Teilweise ziehen sie ihm dem Präsenzunterricht sogar vor.

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Lehrkräfte kommunizieren zu wenig

Mehr als die Hälfte der Auszubildenden wirft dagegen einen kritischen Blick auf die Lage an den Berufsschulen. 52 Prozent fühlen sich demnach weniger gut betreut. Als meist genannter Grund wird in den Ergebnissen der Umfrage der Mangel an Kommunikation mit dem Lehrpersonal oder der Schule selbst aufgeführt. Den Befragten missfällt, dass ihnen zu wenig Inhalte oder Lernstoff zur Verfügung gestellt und zu wenig Wissen online durch das Lehrpersonal vermittelt wird.

Ein Statement aus der Umfrage dazu: "Ich finde, dass Online-Schule die Zukunft ist, auch wenn noch viel an der Infrastruktur des deutschen Netzes gearbeitet werden muss, damit so was bundesweit und langfristig funktioniert."

Kaum Sorgen über die Zukunft

Über ihre berufliche Zukunft machen sich die meisten Umfrageteilnehmer keine Sorgen. 64 Prozent von ihnen gaben an, dass sich an ihrer Einschätzung der künftigen Aussichten nichts verändert hat. 18 Prozent blicken sogar zuversichtlicher auf die kommenden Jahre. Lediglich 17 Prozent sind pessimistisch.

Politik muss mehr helfen

Welche Botschaften richten die Befragten an die Politik? Laut WorldSkills Germany bewerteten einige von ihnen den Umgang mit der aktuellen Situation und auch die ergriffenen Maßnahmen als positiv. Der am häufigsten genannte negative Aspekt sei die nicht ausreichende Hilfe für Schulen sowie für die Schülerinnen und Schüler. Daraus resultierte meist die Forderung, mehr Geld in Bildung und Ausbildung zu investieren. Ebenfalls angegeben wurde, dass die Politikerinnen und Politiker zu weit weg von den Auszubildenden seien. Letztere wünschen sich die stärkere Einbeziehung in Entscheidungen und dass die Bedeutung der Auszubildenden mehr anerkannt werden sollte.

Konstruktives Feedback

Hubert Romer, Geschäftsführer WorldSkills Germany Foto: © WorldSkills Germany/Laura HerrmannHubert Romer, Geschäftsführer WorldSkills Germany Foto: © WorldSkills Germany/Laura Herrmann

Abschließend hat WorldSkills Germany aus den Rückmeldungen der Auszubildenden einige Vorschläge für die Politik zusammengestellt. So wird angeregt, die Infrastruktur an den berufsbildenden Schulen zu verbessern, den Präsenzunterricht auch künftig mit Onlinephasen zu kombinieren, auch als Auszubildender im Homeoffice arbeiten zu dürfen und junge Menschen zu unterstützen, die etwa wegen der Pandemie nicht übernommen werden können.

"Die Umfrage zeigt, dass junge Menschen nicht nur eine Meinung haben, sondern sich auch aktiv mit konstruktivem Feedback einbringen möchten", resümiert Hubert Romer. Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Politik sollten die Ideen der Auszubildenden in ihre Entscheidungen einbeziehen, empfiehlt der Geschäftsführer von WorldSkills Germany. Schließlich würden sie damit die jungen Menschen motivieren. "Denn die Nachwuchskräfte sind es, die dafür sorgen, dass Deutschland auch in Zukunft stark bleibt."

Quelle: WorldSkills Germany

Ergebnisse im DetailWeitere Informationen zur Umfrage sowie der Link zur umfassende Auswertung der Ergebnisse und zur Online-Pressekonferenz gibt es online bei WorldSkills Germany. 

Text: / handwerksblatt.de

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