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Intelligente Gebäudetechnik für Handwerksbetriebe

Handwerk 4.0: Wie können Handwerksbetriebe das volle Potenzial Smarter Gebäudetechnik in Sachen Komfort, Kosteneinsparung und Energieeffizienz ausschöpfen?

In vielen Handwerksbetrieben schlummern enorme Automatisierungspotenziale. Der erste Schritt in Richtung digitaler Gebäudetechnik wird meist durch die Installation smarter Geräte in Büro, Werkstatt, Lager und Verkaufsräumen vollzogen. Doch erst durch die Nutzung von herstellerübergreifenden Vernetzungs- und Automatisierungsmöglichkeiten können Handwerker den Komfort und die Sicherheit im Betrieb maximieren – und dabei Zeit, Energie und Geld sparen.

Zu diesem Zweck gibt es spezielle Automatisierungslösungen und Standards wie "Matter" (siehe Ta­belle). Mit diesen lassen sich manuelle Routineaufgaben durch gezielte Programmierungen ersetzen, sodass die Geräte herstellerübergreifend miteinander kommunizieren und nach vordefinierten Regeln agieren. Das funktioniert mit nahezu allen smarten Geräten, wie Thermostaten und Bewegungsmeldern, Zeitschaltuhren, Kameras, aber auch Türsensoren sowie Licht-, Klima- und Alarmsystemen.

Die Investitionen in smarte ­Geräte amortisieren sich oft schnell durch Einsparungen bei Energie und Arbeitszeit.

Wenn die Werkstatt mitdenkt


Eine smarte Werkstatt weiß zum Beispiel, wann Feierabend ist: Mit einfachen Programmierungen, basierend auf dem Prinzip "If This Then That" (Wenn dies, dann das), lassen sich beispielsweise Licht und Heizung nach der letzten Bewegung im Raum ab einer bestimmten Uhrzeit automatisch herunterfahren. Ein Bewegungsmelder am Eingang der Werkstatt schaltet nicht nur das Licht ein und aus, sondern sendet auch eine Nachricht, wenn nach Betriebsschluss noch Aktivität erfasst wird. Das spart Energie, erhöht die Sicherheit und reduziert Sorgenfalten. Auch ein offenes Werkstatttor nach einer bestimmten Uhrzeit kann eine sofortige Meldung auslösen.

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Solche Basisfunktionen sind oft schon mit intuitiven Diensten wie IFTTT.com oder den Routinen gängiger Smart-Home-Assistenten umsetzbar, wie Alexa oder Google Home. Hierbei kommunizieren Geräte und Apps über die Cloud, was eine bequeme Konfiguration von überall aus ermöglicht. Die Nutzung der Cloud ist in der Regel DSGVO-konform, wenn die Anbieter europäische Standards einhalten. Ein Nachteil der Cloud ist die Abhängigkeit von einer Internetverbindung: Fällt diese aus, funktionieren auch die Programmierungen nicht mehr.

Vom Lager bis zum Verkaufsraum 


Die Automatisierungsmöglichkeiten beschränken sich aber nicht nur auf die Werkstatt: Im Lager können Sensoren melden, wenn Materialbestände einen kritischen Wert unterschreiten und so den Nachbestellprozess anstoßen. In Büros und Verkaufsräumen lässt sich die Beleuchtung automatisch an die Tageszeit und die Anwesenheit von Personen anpassen, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und Strom zu sparen. Auch die Steuerung von Lüftungs- und Klimaanlagen, basierend auf Temperatur und Luftqualitätssensoren, ist denkbar.

Es sind aber auch sehr komplexe Szenarien möglich, etwa die Verbindung zwischen Zeiterfassung und Raumklima-Steuerung: Verlässt der letzte Mitarbeiter das Gebäude, fahren Heizungen herunter, die Alarmanlage aktiviert sich, und die Beleuchtung wird ausgeschaltet. Hier kommen meist leistungsfähigere Plattformen wie Home Assistant oder openHAB ins Spiel. Diese Open-Source-Lösungen bieten eine hohe Flexibilität und die Möglichkeit, nahezu alle smarten Geräte zu integrieren. Diese lassen sich oft auch lokal betreiben, also ohne ständige Cloud-Verbindung, was die Ausfall- und die Datensicherheit erhöht.

Der Weg zum smarten Betrieb


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Der Einstieg in die Automatisierung ist weder teuer noch kompliziert: Es empfiehlt sich, mit manuellen Prozessen zu beginnen, die im Betrieb am meisten Zeit fressen oder lästig sind. Ein nächster Schritt ist dann, mit einem einzelnen Bereich zu starten, wie der Beleuchtung im Büro oder der Heizung in der Werkstatt, und hier eine einfache Automatisierungslösung zu nutzen.

Die Investitionen in smarte Geräte amortisieren sich oft schnell durch Einsparungen bei Energie und Arbeitszeit sowie einen deutlichen Komfortgewinn.

Automatisieren und profitieren


Fazit: Gerade in Zeiten steigender Energiekosten, Fachkräftemangel und wachsender Sicherheitsanforderungen bietet die Digitalisierung der Gebäudetechnik klare Vorteile. Denn automatisierte Systeme übernehmen Routineaufgaben, reduzieren Fehlerquellen, erhöhen die Ausfallsicherheit und verschaffen mehr Freiraum für das Wesentliche – das Handwerk selbst.

­Automatisierte ­Systeme ­verschaffen mehr ­Freiraum für das ­Wesentliche – das Handwerk selbst.

Checkliste: Automatisierungen vorbereitenZielsetzung
Welche Ziele sollen mit Automatisierungen im Betrieb erreicht werden? (Energieeinsparung, Zeiteffizienz, Komfort, Sicherheit) 
Welche möglichen Einsatzbereiche gibt es im Betrieb? (Werkstatt, Büro, Fuhrpark, Lager, Kundenservice)

Geräteinventar
Welche smarten Geräte sind bereits vorhanden? (Thermostate, Kameras, Beleuchtung, Zeitschaltuhren, Sensoren, Maschinensteuerungen, Alarmanlage) 
Mit welchen gängigen Automatisierungsstandards oder -lösungen sind die Geräte kompatibel? 

Automatisierungsprozesse
Welche Szenarien und Automatisierungen sind gewünscht? (Heizungsregelung abhängig von Anwesenheit/ Außentemperatur, automatisches Licht bei Bewegung im Lager, Push-Benachrichtigung bei Wasserschaden, Stromausfall, Alarm)

Plattform
Welche Automatisierungslösung eignet sich am besten für eigene Ziele, gewünschte Prozesse sowie vorhandene und künf­tige Geräte?

Kompatibilität
Smart-Home-Standard "Matter"
Bei der Anschaffung neuer smarter Geräte empfiehlt es sich, auf Offenheit und etablierte Standards zu achten. Einer der wichtigsten ist "Matter": Dieser wurde von Technologieunternehmen entwickelt, um die herstellerübergreifende Kompatibilität von Smart-Home-Geräten zu gewährleisten. Deshalb arbeiten Matter-zertifizierte Geräte reibungslos mit jedem Matter-kompatiblen System zusammen. Das bedeutet im Alltag meist eine sehr einfache Vernetzung.

Checkliste: Smarte Geräte integrieren und betreiben1. Netzwerkinfrastruktur
- Stabiles WLAN oder LAN sicherstellen, besonders in Werkstatt- und Lagerräumen
- "Internet of Things"-Geräte in ein separates Netzwerk (Virtual Local Area Network) auslagern
- Außerdem wichtig: Regelmäßige Firmware-Updates und sichere Passwörter

2. Geräte
- Kompatible Geräte mit der gewählten Plattform verbinden
- Priorität auf Geräte mit offener Programmierschnittstelle (API) oder Matter-Unterstützung legen

3. Steuermöglichkeiten
- Mobile Apps für Fernzugriff konfigurieren
- Web-Dashboards für zentrale Steuerung im Büro oder auf Tablets in der Werkstatt nutzen
- Rechte- und Nutzerverwaltung für Mitarbeiter einrichten

4. Datenschutz und Sicherheit
- Cloud-Anbindungen kritisch prüfen und/oder auf lokale Steuerung setzen
- Zwei-Faktor-Authentifizierungen aktivieren - Gerätezugriffe regelmäßig überprüfen

5. Testläufe
- Automatisierungen einzeln testen und protokollieren
- Rückmeldungen aus dem Team einholen
- Optimierungsmöglichkeiten identifizieren

6. Wartungen
- Zeitplan für Updates und Überprüfung der Systeme festlegen
- Zukünftige Erweiterungen (Maschinenintegration, neue Geräte oder Standorte) vorbereiten
- Dokumentation anlegen und regelmäßig aktualisieren

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Text: / handwerksblatt.de

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