Umweltbonus für E-Autos: Gewerbe geht jetzt leer aus
Handwerksbetriebe und andere Gewerbebetriebe sind seit 1. September vom Umweltbonus für E-Autos ausgeschlossen. Das Handwerk erwartet ein neues Förderprogramm für Kombis, Kleinbusse und Pick-Ups mit Elektroantrieb.
Seit dem 1. September können nur noch Privatpersonen eine Förderung für E-Autos beantragen. Der Antragsteller muss dann sowohl Fahrzeughalter als auch Käufer beziehungsweise Leasingnehmer sein. Handwerksbetriebe und andere Gewerbebetriebe sind ab September von dem Umweltbonus komplett ausgeschlossen. Das heißt, für sie wird ein neues Elektrofahrzeug bis zu 9.000 Euro teurer. Das Fahrzeug darf auch bei Privatleasing weder gewerblichen noch selbständigen beruflichen Tätigkeiten zugerechnet werden.
2024 wird die Förderung weiter eingeschränkt. Dann wird der maximale Nettolistenpreis, bis zu dem Fahrzeuge förderfähig sind, auf 45.000 Euro abgesenkt. Beantragen können Käufer den Zuschuss erst nach der Zulassung.
Handwerk will Mobilitätswende und Antriebswandel mitgestalten
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) kritisiert das Förder-Ende für Gewerbebetriebe und fordert das Bundeswirtschaftsministerium sowie das Bundesverkehrsministerium auf, ein abgestimmtes Konzept vorzulegen, "um den Übergang zur Elektromobilität im mittelständischen Gewerbe zu unterstützen und damit das Handwerk in die Lage zu versetzen, Mobilitätswende und Antriebswandel vollumfänglich mitzugestalten", so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke.
Die Modernisierung gewerblicher Fuhrparks spiele auch für die klimapolitischen Zielsetzungen der Bundesregierung eine zentrale Rolle, so Schwannecke. Dies würde sich in der Förderpolitik aber nicht widerspiegeln: "Für die im Handwerk stark verbreiteten Pkw – Kombis, Kleinbusse und Pick Ups – gibt es ab September 2023 kein praxistaugliches und mittelstandgeeignetes Förderprogramm mehr, das denselben Erfolg wie der Umweltbonus verspricht."
"Schauen mit Sorge auf die Auftragssituation"
"Wir schauen mit Sorge darauf, wie sich die Auftragssituation bei den E-Fahrzeugen im gewerblichen Bereich ab dem 1. September entwickeln wird, wenn der Auftragsbestand abgearbeitet ist", sagt Arne Joswig, Präsident des Zentralverbandes des KfZ-Gewerbes. "Das Ziel der Bundesregierung, 15 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030 auf unseren Straßen zu sehen, wird unserer Einschätzung nach nicht zu erreichen sein. Wenn wir dann acht bis zehn Millionen E-Autos haben, wäre das schon ein Erfolg."
Das Kfz-Gewerbe tue viel, um den Kunden die Vorteile der Elektromobilität zu erläutern. "Der Beratungsaufwand für den Verkauf eines Elektrofahrzeugs ist um etwa 40 Prozent höher", so Joswig. Und trotzdem würden viele Fragen bleiben – von der Entwicklung der Anschaffungskosten für Fahrzeuge, dem schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, über die Strompreise sowie die CO2-Bepreisung bis hin zur Diskussion um die steuerliche Behandlung der Verbrenner, die Dienstwagenbesteuerung und eine mögliche Maut für Pkw. Die Kunden seien verunsichert.
KfW-Studie: Kosten spielen eine wesentliche Rolle
Laut einer aktuellen KfW-Studie haben sich Unternehmen bei der Elektrifizierung ihrer Pkw-Flotten bislang auf einem guten Weg befunden. Jeder siebte Pkw in den Unternehmen war demnach im Jahr 2022 voll elektrisiert (sieben Prozent) oder ein Plug-in-Hybrid (acht Prozent). Bei privaten Haltern lag die entsprechende Quote bei lediglich 2,3 Prozent (0,9 Prozent bzw. 1,4 Prozent).
Bei den reinen Elektroautos gehen vor allem kleinere Unternehmen voran. Während bei den Großunternehmen fünf aller Pkws voll elektrifiziert laufen, sind es laut KfW bei den kleineren Unternehmen sieben Prozent. Bei den Plug-in-Hybriden haben die Großunternehmen mit neun Prozent die Nase leicht vor den Kleinstunternehmen (acht Prozent). In Summe sind laut KfW kleine und große Unternehmen in ihrer Flottenelektrifizierung in etwa gleich auf.
Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, sagt: "Bei der Dekarbonisierung des Verkehrs spielen die Unternehmen mit ihren Fuhrparks eine Schlüsselrolle." Bei Entscheidungen für oder gegen den Kauf klimafreundlicher Fahrzeuge würden für die Unternehmen vor allem die Kosten eine wesentliche Rolle spielen. "Unternehmen ziehen die Anschaffung eines energieeffizienten und klimafreundlichen Fahrzeuges in Betracht, wenn dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Antriebsarten langfristig gegeben ist." Mit geeigneten Maßnahmen könne die Politik hier entsprechende Anreize schaffen.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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