Ernst Wölke war von 2011 bis 2018 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund.

Ernst Wölke war von 2011 bis 2018 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund. (Foto: © HWK Dortmund)

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Im Interview: Ernst Wölke

Betriebsführung

Von 2011 bis 2018 war Ernst Wölke Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund. Im Interview spricht er über seine Vergangenheit und seine Zukunft.

Geburtsdatum und -ort:

Geboren am 7. Juni 1953 in Dortmund.

Welche Ausbildung haben Sie absolviert?

Ich habe Politische Wissenschaften studiert, dazu gehören politische Ökonomie / Wirtschaftswissenschaften, politische Theorie/Philosophie sowie Komparatistik/vergleichende Staatenlehre. Schwerpunkt meines Studiums war die Interessensdurchsetzung in einem pluralistischen Gesellschaftssystem. Zudem habe ich journalistische Kompetenzen erworben. Zum einen während eines Teilstudiums der Kommunikationswissenschaften, zum anderen – ganz praktisch – als freier Mitarbeiter in mehreren Kreis- und Lokalredaktionen der WAZ und der Pressestelle der Uni Dortmund. Außerdem kann ich eine Ausbildung zum Organisationsprogrammierer vorweisen.

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Wie sind Sie zum Handwerk gekommen?

Die Handwerkskammer Dortmund suchte 1984 einen Pressereferenten. Da habe ich mich beworben.

Von wann bis wann waren Sie Hauptgeschäftsführer Ihrer Kammer?

Dieses Amt habe ich von 2011 bis 2018 bekleidet, davor war ich 14 Jahre lang Stellvertretender Hauptgeschäftsführer.

Haben Sie ein Vorbild?

Nein, kein spezielles, das ist zumeist zu viel Verklärung. Es gibt aber eine Reihe von Menschen, die mich durch vorbildliche Aufgabenerfüllung und gewinnendes, souveränes Auftreten beeindruckt haben.

 


 

Foto: © HWK DortmundUnd nun zu Ihrer Arbeit in der Handwerkskammer. Bitte in Stichworten: Drei Eigenschaften, die ein guter Hauptgeschäftsführer haben sollte?

Geduld haben, zuhören können, gründlich recherchieren und in Vorgänge gut eingearbeitet sein; Mitarbeiter als Menschen achten und ihren Fähigkeiten Raum geben; die Macht des Amtes nicht mißbrauchen.

Welches Ereignis bleibt Ihnen aus Ihrer Zeit als Hauptgeschäftsführer im Gedächtnis?

Das Vertrauen als auch die uneingeschränkt positive Zustimmung und Ermunterung bei der Wahl in der Vollversammlung und die Anerkennung sowie Zeichen der Verbundenheit, die ich bei meiner Verabschiedung in vielen persönlichen Gesprächen erfahren habe.

Was oder wen werden Sie aus Ihrer täglichen Arbeit in der Handwerkskammer vermissen?

Die Möglichkeit, Kammer- und Handwerkspolitik mitgestalten zu können, die täglich neuen Herausforderungen. Die Vielfalt durch die Mitarbeit in unterschiedlichsten Arbeitskreisen und Gremien im Sachverständigenwesen, Haushalts- und Personalwesen und das damit verbundene Kennenlernen immer neuer kompetenter Menschen und beeindruckender Orte. Die im Tagesverlauf schnell wechselnden Denk- und Fachaufgaben werden mir als Herausforderung fehlen. Und letztlich werden mir auch einige Mitarbeiter fehlen, zu denen sich über Jahre ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

Gibt es ein Projekt, ein Vorhaben, das Sie gerne noch angefangen oder zu Ende geführt hätten?

Diese Frage lässt sich wahrlich nicht in wenigen Sätzen beantworten. Mehr als in den Zeiten zuvor sind die Handwerkskammern in einer Umbruchsituation. "Kammer" hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt, auf dem Weg von einer eher behördlichen Struktur hin zu einem flexiblen, transparenten Dienstleister, bei dem alle Bereiche ineinander greifen und die Arbeitsprozesse effektiv und kostengünstig gestaltet sind. Das spiegelt sich schon im Organisationsplan. In den letzten Jahren sind einige Initiativen ergriffen worden, leistungsorientierte Bezahlung, flexible Arbeitszeit mit längerer Erreichbarkeit, Kostenrechnung und DOPPIK, die nun optimiert werden müssen. Und dann steht die größte Herausforderung der nächsten Jahre an: die weitere, umfassende Nutzung digitaler Verfahren zur besseren Gestaltung der Arbeitsprozesse in der Verwaltung, zur Kommunikation von und nach außen, zur Vereinfachung von Verfahren für Handwerker und Ratsuchende und in der Berufsbildung. Die Digitalisierung wird "Kammer" verändern. Und "Kammer" wird hier Vorbild sein müssen, selbst umzusetzen und voranzugehen, was die HWO als notwendige Schritte für die Entwicklung der Wirtschaft verkündet. Die hier schon eingeleiteten Verfahren hätte ich gern noch weiter begleitet.

Welchen besonderen Reiz hat die Arbeit im und für das Handwerk?

Es ist die Mentalität des gestandenen Handwerkers, die mich beeindruckt. Jemand, der nicht lamentiert, sondern anpackt, zumeist – manchmal auch in deutlichen Worten - sehr gradlinig ist und sich für seine Überzeugungen noch ehrenamtliche Last aufbürdet. Jemand, der Entscheidungen trifft, z.B. als Unternehmer, selbstbewusst agiert, sich aber auch überzeugen lässt, wenn er erkennt, dass ein Anderer Kompetenz hat, und jemand, der verlässlich ist.

Es ist die gesellschaftliche und ökonomische Bedeutung des Handwerks an sich; ein Wirtschaftsbereich, der weiterhin irrational unterbewertet ist und der Hauptfrage meines Studiums, wie funktioniert Interessendurchsetzung in der Gesellschaft, auch heute noch ein umfassendes praktisches Feld bietet.

 


 

Foto: © HWK DortmundWelches Handwerk hätten Sie selbst gern erlernt?

Tischler! Die Gestaltung mit Holz hat für mich einen besonderen Reiz. Leider sind meine praktischen Fähigkeiten begrenzt. Auch die handwerklich-künstlerischen Herausforderungen eines Fotografen hätten mich gereizt.

Was machen Sie jetzt in der Freizeit? Welche Pläne haben Sie?

Ich beabsichtige, mich für eine Aufgabe als ehrenamtlicher Richter bzw. Schöffe zu bewerben, insbesondere die Tätigkeit bei einem Arbeitsgericht fände mein Interesse. Auch habe ich mir vorgenommen, körperlich wieder beweglicher zu werden. Mein Rücken ist vom jahrzehntelangen Sitzen am Schreibtisch, bei Tagungen oder im Auto ziemlich steif geworden. Also: Gymnastik für Senioren. Und irgendwo im Hinterkopf ist da noch die verrückte Idee, sich irgendwie schriftstellerisch betätigen zu wollen und vielleicht noch zu promovieren: wahrscheinlich ein potentiell unerfüllbarer Vorsatz.

Bleiben Sie dem Handwerk verbunden?

Natürlich! Mein Leben war mehr als drei Jahrzehnte aufs Engste mit dem Handwerk und Handeln aus Überzeugung für das Handwerk verknüpft, da wird sich nichts ändern. Denn Handwerk ist irgendwie Teil meines Lebens. Ich werde die weiteren Entwicklungen mit Herzblut verfolgen, wenngleich nun aus der Perspektive eines Zaungastes.

Wenn Sie in fünf Jahren Ihre alte Wirkungsstätte besuchen – wie möchten Sie am liebsten begrüßt werden?

Ich wäre schon froh, noch erkannt zu werden. Die heutige Zeit ist sehr kurzlebig und die "Alten" verschwinden schnell aus dem Gesichtsfeld.

Vervollständigen Sie zum Abschluss bitte folgenden Satz: Meinem Nachfolger wünsche ich…

… die Freude einer anregenden Zusammenarbeit mit einem Präsidenten, einem Vorstand und anderen ehrenamtlichen Funktionsträgern in einem eingeschworenen Geschäftsführer-Team auf der Grundlage eines klaren, gemeinsam getragenen Konzeptes, bei dessen Umsetzung alle an einem Strang ziehen und die gesetzten Ziele konsequent verfolgt werden. Also ein gutes Zusammenspiel mit Inspiration und vor allem Spaß am Gestalten.

Herzlichen Dank, Herr Wölke, und alles Gute für die Zukunft.

Text: / handwerksblatt.de

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